Der Grund, warum niemand die ultimative Börsenformel für dich hat

von Jannes Lorenzen
Investor, Ökonom und Gründer

12. September 2019

Wer sucht ihn nicht – den heiligen Gral des Investierens?

Die eine Geldanlage. Die eine Strategie. Das eine Produkt. Die eine Vorgehensweise, die alle anderen schlägt und übertrumpft.

Die Börsenformel, die jedem Anleger grenzenlose Gewinne beschert. Dieser eine Geheimtipp der erfolgreichen Investoren.

Jeder Anleger sucht sie – und doch wird sie nie gefunden.

Warum ist es so schwierig, die perfekte Anlagestrategie zu finden, diese zu übernehmen und reich zu werden?

Warum niemand eine perfekte Strategie für dich hat

Vorab: Es gibt keine Garantie zum Geld drucken (außer du bist die Notenbank). Nichtsdestotrotz gibt es erfolgsversprechende Strategien an der Börse.

Aber du wirst sie nicht einfach von mir, einem Trader oder irgendeinem Börsenexperten blind übernehmen können.

Ja, es ist wichtig, dass du die wichtigsten Aktienkennzahlen zur Bewertung von Aktienunternehmen oder die wichtigsten Kriterien zum Finden der besten ETFs kennenlernst – aber das ist nur sekundär.

Das Problem dahinter ist weder die Börse, noch die ungerechte Welt, oder die anderen Experten und Anleger.

Das Problem bist du.

Ja, das Problem liegt bei dir.

Mach dir eines klar:

  • du hast ganz eigene Ziele
  • du hast eine eigene Vergangenheit
  • du bist in einer bestimmten beruflichen, familiären, finanziellen Situation
  • du hast Emotionen

Niemand entspricht 1:1 deinen Zielen, deiner Vergangenheit, deinen Emotionen. Keiner steckt in deiner Haut.

Genau deshalb gibt es keinen Menschen, der die perfekte Anlagestrategie für dich konstruieren kann.

Außer: Du selbst.

Du kannst also nicht erwarten, dass jemand dir eine Strategie präsentiert und sie bei dir Wunder wirkt.

Jeder Anleger muss bei seiner Geldanlage individuelle Faktoren berücksichtigen, damit die Geldanlage auch wirklich ein Erfolg wird.

Jeder Sportler hat einen individuellen Trainingsplan. Der Leichtathlet, der Fussballer und der Bodybuilder trainieren vollkommen unterschiedlich – obwohl sie alle Sportler sind.

Genauso musst du als Anleger individuell investieren – abgestimmt auf deine Stärken, Schwächen und Ziele.

Nicht nur jeder Sportler, sogar jeder Bodybuilder hat einen individuellen Trainingsplan. Jeder Körper reagiert unterschiedlich auf bestimmte Reize, verarbeitet Nährstoffe unterschiedlich und hat individuelle Stärken und Schwächen.

Einen Trainingsplan zu nehmen und diesen jedem Bodybuilder zu geben wäre fatal und würde den wenigsten wirklich helfen.

Und genau das wollen die meisten Anleger paradoxerweise: Eine Strategie, die jeden zum Erfolg führt. Aber genau dieser Ansatz wird den Erfolg verhindern.

Genau wie ein Trainingsplan für einen Sportler muss jede Anlagestrategie individuell dem Anleger gerecht werden.

Warum die Geldanlage nicht aus einer einzigen Strategie besteht

„Okay, ich bin einzigartig. Ich brauche eine individuelle Stratege, die zu mir passt. Und dann war’s das?“

Der nächste Trugschluss wartet schon: Einmal eine Strategie gefunden und alles ist gut, der Anlageerfolg kann kommen.

Aber die Situation, in der du dich befindest, ändert sich ständig:

Du wirst älter. Deine familiäre Situation ändert sich. Vielleicht wechselst du den Beruf.

Genau wie du dich veränderst, musst du auch deine Anlagestrategie anpassen.

Du kannst nicht mit 20 Jahren genauso investieren wie im Alter von 75.

Was passiert, wenn du nicht nur für dich, sondern auch für deine Kinder vorsorgen musst?

Wie investierst du als Student, wie investierst du wenn du Vollzeit arbeitest?

Deine Situation kann sich ständig verändern. Das bedeutet, dass du bei Zeiten auch deine Strategie anpassen musst.

Wenn du immer die gleiche Summe investierst, immer das gleiche Risiko eingehst, läufst du in Gefahr, dass diese Strategie dir irgendwann nicht mehr gerecht wird.

Der 20 jährige Bodybuilder will möglichst schnell Muskeln aufbauen, hat gesunde Knochen und Gelenke.

Der 75 jährige will nur noch fit bleiben, seine Knochen und Gelenke möglichst schonen.

Der Student hat mehr Zeit und kann sich darum kümmern, die richtige Ernährung, die richtigen Übungen und die richtige Frequenz ausarbeiten.

Später, als vielbeschäftigter Geschäftsführer hat er wenig Zeit für Sport, will sich mit möglichst wenig Zeit fit halten.

Jeder Sportler muss seinen Trainingsplan im Laufe seines Lebens anpassen.

Wie sieht es bei den Geldanlagen dieser Personen aus?

Der 20 jährige kann ein höheres Risiko eingehen, da er viel Zeit und einen langen Anlagehorizont hat, sodass er auch während sinkender Kurse abwarten kann.

Der 75 jährige will sein Geld hauptsächlich erhalten und vor der Inflation schützen, langsam entsparen und mit seinem Geld noch ein paar Lebensträume erfüllen.

Der Student hat viel Zeit und kann durch seinen längeren Anlagehorizont ein höheres Risiko eingehen und mehr Zeit investieren, um gute Aktien zu finden und eine gewinnbringende Strategie auszutüfteln, auf aktienboss.de wertvolle Tipps zu lesen und Erfahrung zu sammeln.

Später als vielbeschäftigter Geschäftsführer hat er viel Geld und ein sicheres Einkommen. Er kann ein höheres Risiko eingehen, will aber nicht so viel Zeit für seine Geldanlage opfern (was ihn zu einer Investition in ETFs bringt).

Du siehst: Jede Lebenssituation erfordert unterschiedliche Maßnahmen.

Worauf musst du also achten, wenn du dich für eine Strategie entscheidest?

Die Faktoren, die deine Anlagestrategie bestimmen

Ich habe dir schon einige Beispiele genannt. Das ganze wollen wir natürlich auf deine individuelle Anlagestrategie übertragen.

Welche Faktoren beeinflussen also die Wahl deiner Geldanlage?

Dein Alter

Je jünger du bist, desto länger kannst du deinen Anlagehorizont wählen. Und je länger dein Anlagehorizont ist, desto mehr können dir kurzfristige Kursschwankungen und –einbrüche egal sein.

Dein Einkommen

Wie sicher ist dein Job? Wieviel davon willst und kannst du ohne Probleme für deine langfristige Geldanlage entbehren?

Je mehr du verdienst, desto eher kannst du zu einer aktiven Anlagestrategie greifen und dein Risiko erhöhen – vorausgesetzt du erreichst eine bessere Rendite als der Markt und möchtest die zusätzliche Zeit investieren.

Deine Familiensituation

Wer ist von deinem Einkommen und von deinem Vermögen abhängig? Wenn du nicht nur für dich, sondern auch für andere Sorge tragen musst, solltest du dein Risiko reduzieren: Breiter diversifizieren, mehr Geld in bar halten.

Deine Zeit

Wieviel Zeit kannst und willst du für deine Geldanlage opfern? Wenn du schon genug um die Ohren hast, reichen ETFs aus und sorgen bei minimalem Zeitaufwand für eine gute Rendite.

Die Felldicke

Wie gut kommst du damit klar, wenn die Kurse einbrechen und dich für ein paar Jahre auf die Probe stellen? Könntest du damit umgehen, wenn du heute investierst und die Kurse morgen um 20% einstürzen?

Wenn du nicht mit dem damit verbundenen Risiko umgehen kannst, bringt dir die beste Strategie nichts.

Die beste Strategie ist die, mit der du dich wohlfühlst

Was du brauchst, ist nicht die nächste „Wunderstrategie“, die dir irgendein Experte oder Börsenblatt empfiehlt.

Auch ETFs sorgen nicht automatisch dafür, dass du auf ewig in Wohlstand leben wirst.

Du musst wissen, wie du damit umgehst. Und du musst dein Depot, auch mit ETFs, so strukturieren, dass du dich damit wohlfühlst.

Wenn du deine Strategie nicht durchhalten kannst, weil sie nicht zu dir passt, ist sie vor allem eins: wertlos.

Genau wie ein Sportler einen individuellen Trainingsplan braucht, brauchst du als Anleger ein individuelles Konzept, dass dich für alle Situationen an der Börse wappnet und dich nicht bei Kurseinbrüchen ängstlich verkaufen lässt.

PS: Welcher Faktor findet deiner Meinung nach viel zu wenig Beachtung an der Börse? Lass es mich in einem kurzen Kommentar wissen!

Über den Autor


Hey, ich bin Jannes. Langfristig denkender Privatanleger, Investor, Ökonom sowie Gründer von Aktienrebell und StrategyInvest. Herzlich Willkommen also zu meiner Rebellion gegen fehlende Finanzbildung, schlechte Anlageentscheidungen und das Spiel der Finanzindustrie.

Jannes Lorenzen

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    • Hi,

      Vielen Dank erstmal. 🙂 Ich verstehe noch nicht ganz, auf welchen Punkt im verlinkten Artikel du dich beziehst bzw. wo ich da erwähne, irgendwo einen Gewinn erwirtschaftet zu haben? Den prozentualen Gewinn des investierten Kapitals an der Börse kannst du dir ausmalen, wenn du die Kurssteigerung der letzten Jahre anschaust (bis zu 100% in vielen großen Indizes).

      Beste Grüße,
      Jannes

  • Hallo Jannes!

    Deine Anregungen und Gedanke sind für mich sehr interessant. Ich bin jetzt 52 und habe mich mit 25 für die Börse zu interessieren begonnen. Es ist doch ein angenehmes Gefühl Geld zu vermehren, ohne dafür etwas besonderes tun zu müssen. Am Anfang habe ich mir erfolgversprechene Aktien gesucht und diese gewinnbringend verkauft. Dann habe ich mir eine der ersten Analyseprogramme gekauft und damit einiges verdient.
    Als mir das alles zu zeitaufwendig wurde, bin ich auf Fonds umgestiegen. Dabei habe ich einen fatalen Fehler begangen: Ich habe geglaubt, dass ein Fontmanager, wenn die Lage ernst wird, aussteigt. Das konnte „meiner“ nicht, weil er zu 90% in Aktien investiert bleiben mußte und alle Kurse (Börsenchrash) stark nach unten gegangen sind. Damals habe ich beinahe 70% meines Fondsvermögens verloren, weil ich die strategische Ausrichtung des Fonds erst hinterher richtig bewußt wurde.
    Derzeit investiere ich nicht an der Börse, aber es ist immer noch gutes Geld damit zu verdienen, wenn man auch das „Kleingedruckte“ beachtet. Ich wünsche Dir und Deinen Fans alles Gute.

    Liebe Grüße

    Siegfried

    • Hallo Siegfried,

      Vielen Dank! Freut mich sehr, dass du deine Erfahrungen mit uns teilst – du hast ja schon eine beachtliche Börsenhistorie vorzuweisen.

      Es ist immer wichtig, sich vorher genau klar zu machen, in was man eigentlich investiert. Und wenn doch mal was übersehen wurde, wie in deinem Fall, sollte zumindest die richtige Lehre daraus gezogen werden. 🙂

      Vielen Dank. Ich wünsche dir alles Gute und viel Erfolg, falls es dich doch mal wieder an die Börse treiben wird. 😉

      Beste Grüße,
      Jannes

  • Hey, bin gerade durch Zufall auf deine Seite aufmerksam geworden. Finde nicht nur die Inhalte, sondern auch das Design sehr ansprechend.

    Welches Theme nutzt du?

    • Hi André,

      Vielen Dank. Die Grundlage bildet das Theme „Fashionista“, ich habe es aber schon sehr stark verändert und auf meine Bedürfnisse angepasst. Ich kann es dir nur weiterempfehlen, wenn du selber etwas an dem Code schrauben willst.

      Beste Grüße,
      Jannes

  • Die noch weitaus einfachere Antwort, warum niemand die ultimative Börsennformel für dich hat, ist: es gibt sie gar nicht.
    In der Theorie natürlich schon. Und sie ist sogar für jeden gleich, egal ob 16 jährig oder 75 jährig: mit wenig Kapital und wenig Risiko eine Rendite zu erwirtschaften, die weit über dem Vergleichsindex liegt und jederzeit verfügbar ist.
    Die Praxis sieht jedoch, wie wir wissen anders aus.
    Und selbst, wenn jemand diese ultimative Formel finden wurde…. er würde sie nicht mit dir oder mir teilen sonst wäre sie in kürzester Zeit nicht mehr ultimativ… 😉

    • Hi Marten,

      sehr guter Punkt. Du hast natürlich völlig Recht. Ich möchte in diesem Artikel die Seite näher beleuchten, die sich mit den Indivualitäten eines jeden Investors beschäftigt – das passiert leider zu selten. Auch viele Finanzberater empfehlen Produkte, wissen aber gar nicht, ob diese für den jeweiligen Anleger in seiner derzeitigen Situation geeignet sind.

      „Und selbst, wenn jemand diese ultimative Formel finden wurde…. er würde sie nicht mit dir oder mir teilen sonst wäre sie in kürzester Zeit nicht mehr ultimativ…“

      Prinzipiell würde ich das unterschreiben. Nichtsdestotrotz ist das in der Realität nicht ganz so einfach, weshalb ich dieses umfangreichere Thema in dem Artikel nicht mehr anschneiden wollte.

      1. Das reine Abbilden von Indizes durch ETFs verliert an Effizienz, je mehr Menschen diese Strategie verfolgen – nichtsdestotrotz ist diese Strategie immer noch deutlich im Vorteil gegenüber anderen Fonds. Die Theorie würde also besagen, dass diese Strategie nicht mehr gut ist, sobald sie jeder kennt. Es dauert aber tatsächlich sehr lange, bis eine Strategie verbreitet und akzeptiert wird. Deshalb würde auch eine sehr gute Börsenstrategie höchstwahrscheinlich sehr lange funktionieren, bis sie an Erfolg einbüßt.

      2. Die ETF-Strategie verliert durch mehr Anleger an Erfolg. Trotzdem gibt es viele Autoren und Blogger, mich eingeschlossen, die zu ETFs raten – gegen die eigenen Interessen also. Das zeigt aber, dass auch andere Faktoren wichtig sind (Menschen weiterhelfen, Anerkennung, …). Viele erfolgreiche Anleger geben ihre Erkenntnisse sogar sehr gerne weiter, siehe Warren Buffett, Peter Lynch, Ken Fisher usw. Gute Börsenstrategien sind also durchaus öffentlich verfügbar und werden gerne „weitergetratscht“.

      Trotzdem sollte man bei Börsenstrategien- und formeln immer vorsichtig sein und in der Theorie trifft dieser Gedankengang auf jeden Fall zu – die Realität weicht in meinen Augen aber etwas davon ab. Vielen Dank für deinen Kommentar!

      Beste Grüße,
      Jannes

  • Also Eigentlich welches Mittel hast du benutzt um Gewinn zu erziehlen oder würdest du empfehlen wie z.Bsp. Börse usw.

    Grüße,
    Lucas

    • Es gibt viele Wege die zu finanziellem Erfolg führen. Ich nutze meine Selbständigkeit (u.a. durch diesen Blog) und die Börse, um meine Finanzen weiter voranzutreiben. Es gibt aber nicht den einen Königsweg: Du musst Geld verdienen, möglichst viel sparen und dies dann klug investieren. Jeden dieser Punkte musst du einzeln optimieren und dann klappt das auch.

      Beste Grüße,
      Jannes

  • Die Individualität des Menschen wird leider bei der Geldanlage oft vergessen. Meiner Meinung ist ein breiter Überblick über verschiedene Investment Strategien besonders wichtig, um für sich die passende zu finden bzw. diese nach Bedarf umstellen zu können.

  • was oft zu kurz kommt, ist gleichmut, geduld und ein kühler kopf.
    ziel sollte es sein, auf steigende oder fallende kurse nicht mehr emotional zu reagieren.
    wann gelingt das ?
    wenn man nur soviel geld an der börse investiert, wie man langfristig komplett entbehren könnte.
    mir persönlich hilft der gedanke: eine aktie ist ein sachwert und bleibt eine aktie, unabhängig davon, wie hoch ihr momentaner wert gemessen in papiergeld ist.
    und ich investiere nur in aktien, deren geschäftsmodell ich zu verstehen glaube.
    ferner habe ich nur aktien mit langer dividendenhistorie und freue mich am passiven einkommen.
    es ist mir sowas von egal, wie viel coca cola fällt oder steigt !?

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