Buy and hold: Warum passives Investieren den aktiven Anlagestrategien überlegen ist

von Jannes Lorenzen
Investor, Ökonom und Gründer

9. Juli 2021

Buy and Hold - oder auch "passives Investieren" - ist die überlegene Anlagestrategie: Sie liefert bessere Renditen, geringere Kosten, weniger Risiko und dir mehr Zeit.

Es macht die Börse für dich zu einem Ort, der deine Faulheit belohnt (auch wenn 95 % der Menschen das nicht glauben würden).

Gerade Aktien stehen für: schnelles Handeln, das sekündliche Verfolgen von Aktienkursen und spektakuläre Kurseinbrüche. Das klingt in etwa so entspannt wie Bungee-Jumping.

Aber geht das Ganze auch etwas entspannter? Wie erfolgreich ist der Anleger, der diese Dinge einfach ignoriert im Vergleich zum aktiven Anleger? Wie erfolgreich ist passives Investieren?

Daran anknüpfend klären wir die Frage: Ist es sinnvoll, die Marktentwicklung der nächsten Monate und Jahre einzuschätzen, also sogenanntes "Market Timing" zu betreiben? Die Antwort könnte dich überraschen.

More...

Diesen Fragen gehen wir in diesem Artikel auf den Grund. Vorher klären wir: Welche Anlagestrategien unterscheiden wir hier genau?

Wie funktioniert passives Investieren nach der Buy-and-Hold-Strategie?

Passiv investieren - Buy and hold - Definition

Passives Investieren folgt dem Buy-and-hold-Prinzip:

Du kaufst und hältst.

Kein ständiges Hin-und-her-Handeln, sondern simples Halten bei einem möglichst langen Anlagehorizont.

Die meisten Anleger verbinden die Börse und Aktien mit dem Trading, einem ständigen Handeln von Aktien. Das hilft Banken, Medien und Fondsmanagern, aber nachweislich nicht dem Großteil der Anleger.

Passives Investieren setzt sich dabei in erster Linie zum Ziel die besten Anlageklassen und Märkte zu kombinieren, um letztendlich eine hohe Rendite bei einem vergleichsweise sehr niedrigen Risiko zu erwirtschaften.

Die Umschichtungen, Käufe und Verkäufe sollen dabei auf ein Minimum reduziert werden, um Fehlentscheidungen vorzubeugen und die Kosten und den Zeitaufwand niedrig zu halten. 

In der Praxis setzt der passive Anleger seine Strategie durch zwei zentrale Grundsätze um:

Grundsatz #1: Der passive Anleger investiert langfristig

Börsencrashs und Spekulationsblasen sind ein immer wiederkehrendes Phänomen. Den passiven Anleger interessiert das jedoch ziemlich wenig.

Er versucht erst gar nicht, zu erkennen, in welcher Stimmung die Börsianer sich befinden und in welche Richtung sie die Börsenkurse treiben.

Er vertraut darauf, dass die Aktienkurse durch das Wirtschaftswachstum ("Warum die Wirtschaft unendlich wächst"), die Inflation und Gewinnausschüttungen langfristig steigen – unabhängig von den kurzfristigen Schwankungen und Börsencrashs.

Kurzfristig wird also nicht verkauft, um aus fallenden Börsenkursen zu entfliehen und zu einem möglicherweise niedrigeren Kurs wieder einzusteigen.

Der passive Anleger hält seine Anteile langfristig und die kurzfristige, aktive Handelsweise ist keine Option.

Grundsatz #2: Der passive Anleger diversifiziert klug

Um Grundsatz #1, eine langfristig ausgerichtete Buy-and-Hold-Strategie, umsetzen zu können, musst du diversifizieren.

Natürlich kannst du in nur eine einzige Aktie investieren und diese 30 Jahre im Depot halten. Das Risiko dabei ist allerdings enorm, dass früher oder später etwas schief geht.

Die Lösung ist eine kluge Diversifikation, also ein Streuen deiner Investition auf mehrere Aktien aus verschiedenen Regionen, Währungsräumen und Branchen.

Je mehr Aktien du hältst, desto mehr nähert sich deine Rendite an die Entwicklung des jeweiligen Aktienmarktes an:

Wenn du nur eine Aktie der 30 DAX-Aktien besitzt, wird die Rendite in der Regel nicht viel mit der Entwicklung des DAX zu tun haben. Wenn du allerdings 20 Aktien von den 30 DAX-Aktien besitzt, wird deine Rendite der des DAX sehr ähnlich sein.

Der passive Anleger versucht also möglichst viele, möglichst unterschiedliche Aktien zu halten und nicht darauf zu spekulieren, dass ausgewählte Aktien, Branchen oder Regionen über die nächsten 30 Jahre besser abschneiden als andere, da solche langfristigen Prognosen kaum möglich sind.

Die 3 größten Buy-and-Hold Mythen der Finanzindustrie

Es gibt einige Begriffe, die durcheinander geworfen werden, wenn wir über passives Investieren sprechen. Dabei müssen wir klar festhalten, was eine Buy-and-Hold Geldanlage ausmacht und was nicht.

Denn sonst fallen wir auf Mythen herein, die uns vor allem der Teil der Finanzindustrie untermogeln will, die am aktiven Handeln der Anleger Geld verdienen.

Mythos #1: Buy-and-Hold Investoren müssen ETFs kaufen

Eine breite Diversifikation durch mehrere Aktien ist wichtig. Diesen Job können Fonds für dich übernehmen, damit du nicht einzeln unzählige Aktien kaufen musst.

Sowohl Investmentfonds als auch ETFs bilden bestimmte Strategien und Indizes nach, wodurch sie das Fondskapital auf zahlreiche Aktien aufteilen.

Mein Tipp: Ziehe ETFs den Investmentfonds vor. In zahlreichen Studien wurde gezeigt, dass die ETFs 94% - 97% der Fondsmanager langfristig schlagen.

Was hinter ETFs steckt, wie sie funktionieren, welche Vorteile sie bieten und wie du in diese investierst erfährst du hier.

Natürlich ist es auch möglich einzelne Aktien zu kaufen und diese im Rahmen eines breit gestreuten Aktiendepots lange liegen zu lassen. Das ist aber in der Regel riskanter, zeitaufwendiger und mit einem höheren Startkapital verbunden.

Der ETF dagegen passt seine Zusammensetzung ständig an und hält sie im Gleichgewicht, ohne dass du dich darum kümmern musst.

Das führt dazu, dass ETFs tatsächlich viele Vorteile gegenüber der Einzelaktien-Auswahl hat, wenn du die Buy-and-Hold-Strategie umsetzen möchtest.

Wenn du aber genug Kapital hast, bereit bist Zeit und Nerven zu investieren, gute Gründe hast zu glauben, dass du überdurchschnittlich gute Aktien auswählen kannst und dich womöglich einige Kritikpunkte an ETFs stören, kannst du auch ein Depot aus einzelnen Aktien aufbauen.

Hinweis: In diesem Artikel fokussieren wir uns in erster Linie auf die Frage, ob die Buy-and-Hold-Strategie erfolgversprechender als aktives Handeln und sogenanntes Market-Timing ist. Die Vorteile einer klugen Diversifikation, vor allem durch ETFs, und den Verzicht auf einzelne Aktienauswahl erfährst du im Artikel: "In ETFs investieren: Wie du die Fondsmanager reihenweise hinter dir lässt"

Mythos #2: Buy-and-Hold Anleger können den Markt nicht schlagen

Der passive ETF-Anleger hat dabei nicht die Absicht, besser als der Aktienmarkt abzuschneiden. Er möchte die Rendite des Aktienmarktes.

Und vorab musst du dazu verstehen, dass die Börse kein Nullsummenspiel ist, sondern die Aktienmärkte im langfristigen Durchschnitt wachsen.

Es gibt jedoch nicht „die eine Marktrendite“: Es gibt unterschiedliche Aktienmärkte, Regionen, Branchen, Aktienkategorien, Anlageklassen und Gewichtungen, die du bestimmen musst. Du stellst dir also unter anderem folgende Fragen:

  • Wie groß ist der Anteil, der in europäische / amerikanische / asiatische Aktien investiert wird?
  • Liegt der Fokus auf großen oder kleinen Aktien?
  • Werden bestimmte Smart Beta Faktoren umgesetzt, wie bspw. Aktien mit günstigen Bewertungen zu bevorzugen?
  • Wie werden die jeweiligen Aktien, Anlageklassen und Regionen gewichtet?
  • Wie oft wird das Depot angepasst bzw. auf die ursprüngliche Aufteilung zurückgesetzt (sogenanntes "Rebalancing")?

All diese und mehr Fragen muss sich auch ein passiver Anleger stellen. Wie ich sie beantworte und was du dazu wissen musst erfährst du u.a. hierEs gibt also nicht den einen passiven Anlageansatz, sondern auch hier unterschiedliche Strategien, die einige aktive Elemente, die ich dir gleich genauer vorstellen werde, enthalten.

Durch eine breit gestreute Buy-and-Hold Anlage erreichst du die Marktrendite. Du erreichst sie aber in der Regel deutlich günstiger als die restlichen Anleger im Durchschnitt, weshalb du fast zwangsläufig eine überdurchschnittliche Rendite erreichst.

Darüber hinaus hast du auch bei der passiven Geldanlage durch die eben gezeigten Fragen Möglichkeiten, das Rendite-Risiko-Verhältnis deiner Geldanlage zu optimieren.

Mythos #3: Ein Buy-and-Hold-Anleger investiert wahllos

Oft wird als Argument gegen eine Buy-and-Hold Anlage ein historisches Beispiel aus Japan angeführt:

"Der japanische Aktienindex Nikkei225 läuft seit 30 Jahren seinen Höchstständen hinterher. Das zeigt, dass Buy-and-Hold brandgefährlich ist"

Natürlich hört man diese Argumente oft von den Menschen, die Geld damit verdienen, dass Anleger weiter aktiv handeln.

Darüber hinaus offenbart dieses Argument einige Schwächen:

Der Nikkei225 ist ein Kursindex. Das bedeutet, dass alle Dividenden darin nicht enthalten sind. Diese würden das Ergebnis nach oben verbessern.

Viel wichtiger ist aber ein anderer Punkt:

"Buy-and-Hold" beschreibt in erster Linie nicht den Kaufprozess, sondern die Zeit danach.

Der Fehler lag hier nicht darin, dass langfristig gehalten wurde, sondern darin, dass in nur eine einzige Region, zu einem einzigen Zeitpunkt zu enorm hohen Bewertungen investiert wurde.

Der Fehler lag nicht im passiven Investieren, sondern in der schlechten Diversifikation. Eine Buy-and-Hold Anlagestrategie funktioniert nur, wenn die Grundsätze erfolgreichen Investierens beherzigt werden.

Der 18.000€-Startvorteil von Buy-and-Hold-Anlegern (und zwei weitere Vorteile)

Passiv Investieren - Buy and hold - Startvorteil

Der passive Anleger verhält sich deutlich fauler als der aktive. Er lehnt sich zurück und akzeptiert seine Rendite, während der aktive Anleger ständig versucht, seine Rendite zu verbessern.

Wenn du passiv investierst, machst du dir zwei zentrale Vorteile zu Nutze.

  1. Du sparst Zeit.

Du musst dich nicht mit Aktienanalysen, Börsenprognosen, Unternehmensbilanzen und dem Verfolgen von Aktienkursen beschäftigen.

All das entfällt durch das passive Investieren.

Du investierst dein Geld, entweder einmalig oder regelmäßig nach einem festen Schema. Dein Zeitaufwand ist verschwindend gering.

  1. Du minimierst deine Kosten.

Viel handeln bedeutet hohe Kosten.

Bei jedem Aktienkauf und –verkauf fallen Ordergebühren an. Dementsprechend hat ein aktiver Anleger deutlich höhere Kosten zu tragen als derjenige, der wenig handelt.

Der aktive Anleger muss diese Zusatzkosten also durch eine bessere Rendite auffangen. Durch passives Investieren werden die Kosten automatisch minimiert.

Auch der zeitliche Aufwand muss durch eine bessere Rendite gerechtfertigt werden.

Also, wie sieht’s aus: Schafft es der aktive Anleger, den passiven Anleger trotz seines bisherigen 2:0 Rückstandes zu schlagen und ihn mit einer besseren Rendite zu entschädigen?

So nutzt du den 18.000€-Startvorteil - ohne Glück oder Expertenwissen

Bevor wir uns die Ergebnisse in der Praxis anschauen, müssen wir uns vergegenwärtigen, wie Rendite entsteht und wie sie vernichtet wird.

Vor allem verstehst du dann, warum die Buy-and-hold-Geldanlage einen enormen Startvorteil gegenüber aktiven Anlagestrategien besitzt.

Tatsächlich geht es beim Erreichen einer überdurchschnittlichen bzw. einer hohen Rendite nicht nur darum, die richtigen Aktien zum richtigen Zeitpunkt zu kaufen.

Mindestens genauso wichtig ist das Minimieren der Kosten des Handelns.

Meine Analyse von über 1,2 Millionen Anlegern hat gezeigt, dass dies eines der Hauptprobleme von Privatanlegern darstellt.

Zu den Kosten gehören zum einen direkte Kosten des Investierens, wie bspw. Transaktionskosten, die bei jedem Kauf und Verkauf anfallen.

Dazu gehören allerdings auch Steuern, die auf die erzielten Gewinne gezahlt werden müssen.

Welche Auswirkungen allein die hohen Transaktionskosten haben werden wir gleich genauer analysieren. Vorher möchte ich verdeutlichen, wie stark die Steuern deinen Anlageerfolg beeinflussen können.

Folgendes Szenario:

Zwei Anleger investieren beide einmalig 10.000€ für 30 Jahre, erreichen eine Rendite vor Steuern von 8% und haben jeweils einen Steuersatz von 25%. 

Der einzige Unterschied: Der eine Anleger führt eine Buy-and-Hold-Anlagestrategie
durch und versteuert seine Gewinne am Ende seines Anlagehorizonts, der andere handelt jährlich und versteuert seine Gewinne dementsprechend jedes Jahr.

Das Ergebnis: Der Buy-and-Hold-Anleger hat ein Netto-Endvermögen von 75.470€, der jährlich versteuernde Anleger ein Netto-Endvermögen von 57.435€.

Einzig und allein der Unterschied im Zeitpunkt der Besteuerung führt dazu, dass der Buy-and-Hold-Anleger ein um 31,4% bzw. ca. 18.000€ höheres Endvermögen sein Eigen nennt.

Der Kaufen-und-Halten-Anleger erreicht damit eine jährliche Nettorendite von ca. 7%, der aktionistische Anleger eine jährliche Nettorendite von 6%.

Die höheren Kosten des jährlich handelnden Anlegers sind hier noch nicht einmal inbegriffen, wodurch das Ergebnis noch deutlicher wäre.

Aber selbstverständlich kann man entgegenhalten: Die höheren Kosten nimmt man in Kauf, um gute Aktien zu kaufen, schlechte Aktien zu verkaufen und die Rendite zu steigern.

Schauen wir uns einmal an, ob das klappt.

Der Realitätscheck: So wirkt sich aktives Handeln auf die Rendite aus

Passives investieren - Buy and hold - Erfolg

Barber und Odean haben sich im Jahre 2000 in ihrer Studie "Trading is Hazardous to your Wealth" an eine genauere Analyse gemacht und den Zusammenhang zwischen Handelsaktivität und erreichter Rendite untersucht.

Dabei wurden Anleger in 5 Gruppen eingeteilt, bei der Gruppe 1 (links) am wenigsten, Gruppe 5 (mittig im Bild) am meisten gehandelt hat.

Screenshot Trading is hazardous to your wealth

Erkenntnis #1: Die Bruttorendite (weiße Balken) sind für jede Gruppe nahezu gleich hoch.

Erkenntnis #2: Je weniger eine Gruppe gehandelt hat, desto höher war ihre Nettorendite (schwarze Balken). Gruppe 1 war die erfolgreichste Gruppe und hat am wenigsten gehandelt.

Die Erkenntnisse bestätigen die Logik: Vor Kosten erreichen Anleger durchschnittliche Renditen, nach Kosten gewinnen die, die ihre Kosten von vornherein minimiert haben.

Die passiven Buy-and-hold-Anleger, die breit gestreut in den Markt investieren, erreichen zwangsläufig eine überdurchschnittliche Rendite, da ihre Kosten unterdurchschnittlich sind.

Und das gilt nicht nur manchmal, sondern immer. Der Grund dafür liegt in eben dieser Mathematik, die Sharpe in seiner "Artihmetic of Active Management" feststellt.

Er schreibt darin:

"If "active" and "passive" management styles are defined in sensible ways, it must be the case that

(1) before costs, the return on the average actively managed dollar will equal the return on the average passively managed dollar and

(2) after costs, the return on the average actively managed dollar will be less than the return on the average passively managed dollar

These assertions will hold for any time period. Moreover, they depend only on the laws of addition, subtraction, multiplication and division. Nothing else is required."

- William F. Sharpe, Wirtschaftsnobelpreisträger

Market Timing: Sind Aktienmärkte kurzfristig vorhersehbar?

Eine der Lieblingsdisziplinen von Anlegern und Experten ist das Prognostizieren der Kursverläufe der nächsten Monate oder Jahre, im Fachjargon auch "Market Timing" genannt.

Die einen veröffentlichen regelmäßig neue Schreckensszenarien, die anderen rufen eine Goldgräberstimmung aus. Anleger erhoffen sich dadurch Chancen, indem sie kurz vor einem Crash verkaufen und kurz vor einem anstehenden Kursanstieg wieder einsteigen.

Eine schöne Vorstellung. Aber leider hinterfragt niemand dieser Experten den Sinn und die Qualität solcher Prognosen.

Schauen wir uns also einmal an, was hinter diesen Prognosen steckt.

Finanzvorstände geben 11.600 Prognosen ab - das ist das Ergebnis

Daniel Kahnemann, seines Zeichens Wirtschaftsnobelpreisträger, schreibt dazu in seinem hervorragenden Buch "Schnelles Denken, langsames Denken":

"Mehrere Jahre lang führten Professoren der Duke University eine Erhebung durch, bei der die Finanzvorstände von Großunternehmen die durchschnittliche Rendite eines Aktienindex von Standard & Poor's im folgenden Jahr vorhersagen sollten.

Die Duke-Wissenschaftler sammelten 11.600 derartige Vorhersagen ein und überprüften ihre Genauigkeit. Das Ergebnis war eindeutig:

Finanzvorstände von Großunternehmen hatten keinen blassen Schimmer davon, wie sich der Aktienmarkt auf kurze Sicht entwickeln würde; die Korrelation zwischen ihren Schätzungen und dem tatsächlichen Wert lag knapp unter null!"

Finanzvorstände von Großunternehmen sind in der Regel hochintelligente, bestens ausgebildete Menschen mit besten Informationen. Trotzdem schaffen es diese nicht die Entwicklung der Aktienmärkte vorherzusehen.

Aber was sagen Finanzexperten dazu? Und gibt es vielleicht doch einige wenige Hellseher unter uns, die Aktienkurse vorhersehen können?

Das denken Finanzexperten über Market Timing

Es gibt viele Experten, die ihre Anlageratschläge zum Besten geben. Gerade im deutschsprachigen Raum gibt es dabei einige, die sehr medienpräsent sind, deren Thesen und "Erfolgsbilanzen" allerdings auf sehr wackeligen Beinen stehen und eher Meinungen, als faktenorientierten Aussagen gleichen.

Wir finden allerdings vereinzelt im deutschsprachigen Raum und vermehrt im internationalen Raum renommierte Experten, die sich zur Sinnhaftigkeit vom Market Timing geäußert haben.

"I have never known anyone who could consistently time the market. And in fact I’ve never known anyone who knows anyone, who was able to consistently time the market."

"…and the lesson about timing is: not only do you not know when to get in, you don’t know when to get out. And when you market-time you got to be right twice. You got to know when to get out and when to get in. And nobody and I really believe this: nobody but nobody can do that." (Quelle)

- Burton Malkiel, Ökonom, Wirtschaftsprofessor und Autor des Investmentklassikers "Random Walk Down Wall Street"

"People that think they can predict the short-term movement of the stock market — or listen to other people who talk about (timing the market) — they are making a big mistake."

"The only value of stock forecasters is to make fortune-tellers look good."

"Unsere liebste Zeitspanne zum Halten ist für immer."

"Kaufen Sie billig, verkaufen Sie nie!"

"Ich denke nie darüber nach, was die Börse machen wird. Ich weiß nicht, wie man die Börse oder die Zinsen oder die Konjunktur vorhersagen kann. Und ich habe keine Ahnung, ob die Börse in zwei Jahren höher oder tiefer stehen wird."

- Warren Buffett, einer der reichsten Menschen und erfolgreichsten Investoren der Welt

"Immer wenn ein Analyst den Anschein erweckt zu wissen, worüber er redet, denke daran, dass Schweine fliegen können bevor er jemals eine komplette Liste seiner bisherigen Vorhersagen, inklusive der Fehlschläge, veröffentlichen wird."

- Jason Zweig, Finanz- und Wirtschaftsjournalist, renommierter Autor im Bereich der Verhaltens- und Neuroökonomie

(Jason Zweig weist darauf hin, dass kaum ein Analyst seine fehlgeschlagenen Prognosen veröffentlicht. Gleiches gilt für die sogenannten Crash-Propheten wie Dirk Müller, Jim Rogers, Max Otte und Co. Deshalb habe ich das hier gemacht und aufgezeigt, was diese in der Vergangenheit prognostiziert haben und was danach geschah.)

"Nur Lügner schaffen es immer in schlechten Zeiten draußen und in guten Zeiten drin zu sein."

- Bernard Baruch, Finanzier, Börsenspekulant, Politikberater und Philanthrop

"Es muss für intelligente Investoren offensichtlich sein, dass - falls jemand die Fähigkeit dafür [die kurzfristige Entwicklung von Aktienkursen vorherzusagen] kontinuierlich und genau besitzt - er heute so schnell Milliardär werden würde, dass er es nicht nötig hätte, seine Aktienmarktprognosen der Öffentlichkeit zu verkaufen."

- David L. Babson & Company

"Lasst es uns klar sagen: Niemand weiß wohin der Markt sich entwickeln wird - weder Experten noch Neulinge, Wahrsager oder Astrologen. Das ist die simple Wahrheit." - (Fortune)

"Ein Jahrzehnt von Ergebnissen wirft kaltes Wasser auf die Vorstellung, dass Strategen irgendeine spezielle Gabe zum Timen der Märkte besitzen." - (The Wall Street Journal)

- renommierte Finanzzeitschriften

So schützt du dich am effektivsten vor Krisen und Crashs (konkretes Beispiel)

Wenn wir erkennen, dass es kaum verlässliche Möglichkeiten gibt, um Aktiencrashs zu vermeiden, müssen wir uns fragen: Wie gehen wir mit diesen um? Verlieren wir dort nicht all unser Geld?

Nein.

Die weltweiten Aktienmärkte haben eine lange Historie und einige Crashs miterlebt. Kriege, wirtschaftliche Krisen, außen- und innenpolitische Spannungen, Hungersnöte und vieles mehr. Doch jede Krise wurde überwunden.

Im Durchschnitt sind die Aktienmärkte der Industrienationen in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten trotz all dieser Ereignisse um ca. 6 - 11% pro Jahr gestiegen.

Aber das sind nur Durchschnittswerte. Schauen wir uns die Renditen einmal genauer an.

Das DAX-Renditedreick (.pdf) des Deutschen Aktieninstituts zeigt die jährliche Durchschnittsrendite, die du vom jeweiligen Kaufjahr (vertikale Achse) bis zum jeweiligen Verkaufsjahr (horizontale Achse) erreicht hättest.

DAX-Renditedreieck - Buy and Hold - Passives Investieren

Quelle: Deutsches Aktieninstitut

So sehen wir, dass die durchschnittliche Rendite in Deutschland in den letzten 50 Jahren (Stand: 31.12.2017) bei 7,7% lag. In den letzten 30 Jahren lag sie bei 9,3% pro Jahr.

Noch interessanter ist allerdings etwas anderes:

Entlang der Diagonalen von unten links nach oben rechts sind alle 1-Jahres-Zeiträume aufgeführt. Je weiter wir nach unten rechts gehen, bewegen wir uns in Richtung der langfristigen Zeiträume, mit einem Maximum von 50 Jahren.

Die roten Felder markieren negative Renditen, also Verluste, die gründen Felder stehen für positive Renditen und damit Gewinne.

Nahezu alle roten Felder lassen sich entlang der Diagonalen finden, hauptsächlich bei Anlagezeiträumen von unter 5 Jahren. Je länger die Anlagehorizonte sind, desto weniger lassen sich noch rote Felder finden.

Zwar gibt uns die Vergangenheit keine Garantie für die Wertentwicklung in der Zukunft, aber möglicherweise gute Anhaltspunkte.

Wer in den letzten 50 Jahren (jeweils zum 1.01.) in den DAX investiert hätte...

  • ...hätte von 50 möglichen 1-Jahres-Perioden in 13 Perioden (26%) Geld verloren (Gewinnwahrscheinlichkeit: 74%)
  • ...hätte von 46 möglichen 5-Jahres-Perioden 9 Perioden (19,6%) im Verlust abgeschlossen (Gewinnwahrscheinlichkeit: 80,4%)
  • ...hätte von 41 möglichen 10-Jahres-Perioden 2 Perioden (4,9%) im Verlust abgeschlossen (Gewinnwahrscheinlichkeit: 95,1%)
  • ...wäre nach spätestens 13  Jahren immer im Gewinn gewesen (Gewinnwahrscheinlichkeit: 100%)

Eins lässt sich klar erkennen: Je länger der Anlagehorizont war, desto geringer war die Wahrscheinlichkeit, dass ein Anleger im deutschen Aktienmarkt Geld verloren hat.

Diese Erkenntnis lässt sich übrigens nicht nur aus dem deutschen Aktienmarkt in Form des DAX schlussfolgern, sondern auch aus dem US-amerikanischen (bspw. S&P500) und anderen Aktienmärkten, bei denen die Statistik sehr ähnlich aussieht.

Je kürzer du anlegst und je mehr du versuchst die besten Börsenphasen zu erwischen, desto mehr läufst du in Gefahr negative Renditen zu erwischen.

Je länger du anlegst, desto eher kannst du Krisen aussitzen, mit höherer Wahrscheinlichkeit einen Gewinn einstreichen und das Risiko eines Verlustes senken.

Weniger handeln, mehr Erfolg: Aus diesen 3 Gründen scheitern aktive Anleger

Passives investieren - Buy and hold - Ursachenforschung

Es gibt 3 Gründe, warum aktive Anlagestrategien oft scheitern - und es gibt einige Interessensgruppen, die trotzdem wollen, dass du aktiv anlegst.

Gehen wir auf Ursachenforschung: Warum scheitern aktive Anlagestrategien im Regelfall? Wie kann es sein, dass die fauleren Anleger mehr Erfolg haben?

Grund 1: Die Märkte sind zu effizient

An der Börse sind jeden Tag mehrere Millionen Anleger unterwegs. Ein großer Teil des angelegten Geldes wird von hochintelligenten, bestens ausgebildeten und informierten Menschen gesteuert.

Viele diese Anleger verfolgen täglich die Aktienkurse, alle Neuigkeiten zu einem Unternehmen, kennen die Geschäftsberichte in- und auswendig, gehen zu den Hauptversammlungen und vieles mehr.

Mittlerweile mischen auch Computer-Algorithmen mit, die erfolgversprechende Aktien identifizieren und in diese investieren.

Das Ergebnis:

Die Finanzmärkte sind verdammt effizient im Verarbeiten von Informationen. Bei Neuigkeiten reagiert der Aktienkurs in Sekundenschnelle.

Daraus resultiert die Hypothese effizienter Märkte von Wirtschaftsnobelpreisträger Eugene Fama. Alle öffentlich verfügbaren Informationen sind in den Aktienkursen eingepreist und daher ist es nicht möglich durch Informationsvorsprünge zu profitieren.

Anders gesagt: Alle Aktien sind aktuell fair bewertet, da alle Chancen und Risiken im Aktienkurs eingepreist wurden.

Es gibt viele Diskussionen rund um diese These und weitere Details, auf die ich hier nicht eingehen werde: Bspw. der Zusammenhang von höherem Risiko zu mehr Rendite und dem Umstand, dass schon wenige rationale Anleger in der Theorie genügen, um effiziente Märkte zu schaffen.

Es kommt immer wieder zu Anomalien an den Aktienmärkten, die darauf schließen lassen, dass Märkte nicht zu 100% effizient sind.

Offensichtlich sind sie aber effizient genug, dass diese hochintelligenten, bestens ausgebildeten und informierten Fondsmanager es nicht schaffen, nach Abzug der Kosten besser als der Markt abzuschneiden. Das gleiche gilt für den Großteil der Privatanleger. Damit einhergehend sind auch die Aktienmärkte entsprechend der Gewinnerwartungen des Marktes fair bewertet, was ein Market-Timing erschwert.

Aktien sind weitestgehend fair bewertet, was es erschwert, bessere Aktien als der Durchschnitt zu finden und damit nach Kosten profitabel zu sein. Vom höheren Zeitaufwand ganz zu schweigen.

"Wir sollten die Fans von aktiv gemanagten Investmentfonds nicht entmutigen. Mit all ihrem Kaufen und Verkaufen sorgen aktive Anleger dafür, dass der Markt ziemlich effizient ist. Das macht es für den Rest von uns möglich das Sinnvollste zu tun, nämlich in einen Indexfonds zu investieren."

- Paul Samuelson, Wirtschaftsnobelpreisträger

Grund 2: Emotionen vernebeln die Sinne

Wir Menschen sind emotionale Wesen. Wir empfinden Glück, Liebe, Abscheu, Hass, Angst, Gier und vieles mehr.

An der Börse sind vor allem drei Emotionen entscheidend, die uns einen Strich durch die Rechnung machen können:

Gier, Selbstüberschätzung und Angst.

Wir können uns die besten Strategien zurechtlegen, wenn wir investieren. Diese diszipliniert, konsequent und in jeder Marktphase durchzuziehen steht aber auf einem anderen Blatt.

Am Ende des Artikels zeige ich dir noch genauer, wie diese Emotionen dich auch als Buy-and-Hold-Anlegern behindern können und was du daher heute unbedingt verinnerlichen musst.

Grund 3: Denkfehler bei der Geldanlage

Es gibt viele Zusammenhänge, die auf den ersten Blick logisch erscheinen, es aber doch nicht sind.

Vier Beispiele:

Liefern Trend-Aktien höhere Aktienrenditen? Nein.

Ist ein gutes Unternehmen automatisch eine gute Aktie? Nein.

Können Experten Börsencrashs vorhersehen? Nein.

Bedeutet mehr Aufwand an der Börse mehr Erfolg? Nein, wie du hier gesehen hast.

Aber dabei bleibt es nicht. Es gibt einige kognitive Verzerrungen, vereinfacht "Denkfehler" genannt, die uns glauben lassen, dass wir rational handeln. In der Wahrheit handeln wir höchst subjektiv und irrational.

Daraus resultieren Fehlentscheidungen, die Geld kosten. So habe ich hier anhand wissenschaftlicher Studien gezeigt, dass Anleger ihre Geldanlage von persönlichen Erlebnissen abhängig machen, selbst wenn diese kaum repräsentativ sind:

Anleger nehmen eher an Börsengängen teil, wenn sie bei einem vorherigen Börsengang profitabel investiert haben (Kaustia und Knupfer, 2008).

Anleger aus solchen Altersgruppen, die in ihrem Leben hauptsächlich hohe Aktienmarktrenditen erlebt haben, sind weniger risikoadvers und eher geneigt in Aktien zu investieren (Malmendier und Nagel, 2011).

Anleger kaufen eher eine Aktie wieder, die sie zuvor mit Gewinn verkauft haben, als eine Aktie, die sie vorher mit Verlust verkauft haben (Barber und Odean, 2011).

Anleger kaufen eher eine Aktie aus einer Industrie, falls ihr vorheriges Investment in dieser Industrie eine höhere Rendite als der Markt geliefert hat (Huang, 2010).

Aber Achtung: Auch Buy-and-Hold-Anleger sind vor Denkfehlern nicht gefasst. Am Ende des Artikels zeige ich dir noch weitere konkrete Denkfehler, die uns beim Denken ein Bein stellen, ohne dass wir es merken.

Warum handeln trotzdem so viele Anleger aktiv?

Die Banken verdienen ihr Geld durch häufiges Handeln. Sie raten dir also dazu, möglichst aktiv zu sein.

Die Medien zeigen uns täglich die Börsenkurse, neueste Entwicklungen und potentielle Krisen. Schlagzeilen sind ihr Geschäft.

Andere „Experten“ müssen dir zu aktivem Handeln raten, damit sie dir ihre Wunderprodukte, -software und –strategien andrehen können.

Dazu gehören auch sogenannte Crash-Propheten, die Anleger regelmäßig in Angst versetzen, aber nur schlechte Erfolgsbilanzen aufweisen.

Und wieder andere Anleger überschätzen sich selbst maßlos und merken erst nach vielen Jahren, dass sie damit falsch lagen.

Das führt dazu, dass viele ein völlig verzerrtes Bild von der Börse haben. Ein hektisches und chaotisches Bild, das keine Verschnaufpause kennt.

Genau das Bild, das ich dir am Anfang des Artikels gezeigt habe, das 95% aller Menschen unterschreiben würden.

Natürlich gibt es Anlegern und Trader, der tatsächlich Erfolg mit aktiven Anlagestrategien hat. Der Anteil dieser liegt aber im einstelligen Prozentbereich.

Aber die Selbstüberschätzung, fehlende Disziplin, Fehlentscheidungen, höhere Transaktionskosten und steuerliche Nachteile führen dazu, dass der Großteil der Anleger keine Renditevorteile erreichen wird - ungeachtet des höheren Zeitaufwands, der damit einher geht.

Diese 5 Fehler bringen deine Buy-and-Hold-Strategie zum Scheitern

Passiv investieren - Buy and hold - Fehler

Das passive Investieren nach dem Buy-and-Hold-Prinzip bringt viele Vorteile mit sich. Doch es ist kein alleiniger Erfolgsgarant. Es gibt einige Fehler, die eine auf Erfolg ausgerichtete Strategie scheitern lassen kann.

Fehler 1: Gier, Selbstüberschätzung und großartige Ideen

Du hast erkannt, dass die Fakten recht eindeutig sind und dass die passive Geldanlage viele Vorteile mit sich bringt.

Du legst an und alles ist gut.

Aber dir passiert zu wenig. Nach ein paar Monaten bist du noch bei um und bei Null. In der Zwischenzeit hast du dich weiter über Aktien informiert.

Nun kommt die Gier ins Spiel: Du willst mehr - und das am besten sofort. Und da du dich jetzt etwas mit Aktien auskennst, bist du der Meinung, dass du der nächste Warren Buffett sein könntest.

Zack - alle vernünftigen, rationalen Gründe werden über den Haufen geworfen und du verlässt in genau die Verhaltensmuster, die den Großteil der Anleger an der Börse nachweislich scheitern lassen.

Fehler 2: Fehlende Diversifikation

Eine der Grundvoraussetzungen für eine kluge Buy-and-Hold-Geldanlage ist die Diversifikation.

Eine kluge Streuung, die das Risiko deines Depots reduziert.

Natürlich kannst du auch mit einer einzelnen Aktie nach dem Buy-and-Hold-Prinzip anlegen. Das gleicht dann allerdings einer Wette im Casino auf Rot oder Schwarz.

Fehler 3: Falsche Strategie

Das Buy-and-Hold-Prinzip beschreibt dein Verhalten nachdem du investiert hast. Es trifft aber keine Aussage darüber in was du investierst.

Dabei gibt es unterschiedliche Anlagestrategien. Einige kannst du durch das Investieren in einzelne Aktien realisieren, andere durch das Investieren in ETFs.

Wichtig ist, dass du überhaupt eine Strategie hast. Einen Plan, nach dem du dein Geld anlegst. Zu viele Anleger starten einfach ins Blaue hinein und versuchen dann, nachdem sie aus dem Flugzeug gesprungen sind, im Flug ihren Fallschirm zu bauen.

Dabei gibt es bessere und schlechtere Strategien. Wenn du nach dem Buy-and-Hold-Prinzip investierst, aber schlecht diversifizierst (siehe Fehler 2), wirst du ein enormes Risiko eingehen.

Und auch wenn du nur in Trend-Aktien investierst wirst du vermutlich schlechte Ergebnisse erzielen.

Fehler 4: Angst, Panik und fehlendes Durchhaltevermögen

Dieser Fehler ist genau wie Fehler 1 in deinen Emotionen begründet.

Während die einen sich schnell selbst überschätzen und der Gier verfallen, werden andere Anleger skeptisch. Gerade dann, wenn die ersten Monate womöglich von fallenden Kursen geprägt sind.

"War das wirklich eine kluge Entscheidung? Sollte ich das Geld nicht doch lieber aufs Sparbuch packen? Was, wenn es noch weiter fällt?"

Skepsis, Angst und Panik machen sich breit.

Dabei ist eins von vornherein klar: Es wird früher oder später dazu kommen, dass die Kurse fallen. Dessen musst du dir immer und in jeder Marktphase bewusst sein.

Es gibt viele Anleger, die in der Vergangenheit investiert haben und genau dann verkauft haben, als die Kurse im Crash auf dem Tiefpunkt waren.

Sie handeln entgegen der ökonomischen Logik: Sie kaufen, wenn etwas lange gestiegen, also teurer geworden ist, und sie verkaufen, wenn etwas gefallen, also günstiger geworden ist.

Du brauchst Durchhaltevermögen, um erfolgreich passiv investieren zu können. Du musst wissen, dass auch Zeiten fallender Kurse dich erwarten. Und wenn du das hier ("Warum ich hoffe, dass meine Kurse einstürzen") verstehst, wirst du deutlich entspannter.

Fehler 5: Kognitive Verzerrungen

Wenn du eine 4 Meter hohe Mauer siehst, ist dir klar: Da kommst du nicht drüber. Du musst außen rum gehen oder umkehren.

Unsere physischen Grenzen kennen wir. Unsere mentalen allerdings nicht.

Wir glauben, dass wir jederzeit rational sind, dass wir Entscheidungen objektiv abwägen, dass wir Informationen gleichgestellt aufnehmen und verarbeiten und mehr.

Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Wir alle unterliegen zahlreichen kognitiven Verzerrungen: Systematischen, fehlerhaften Neigungen beim Wahrnehmen, Erinnern, Denken und Urteilen.

Diese Neigungen haben wir meist unbewusst. Wir merken nicht, dass wir von diesen beeinflusst werden.

Der Grund: Wir haben nur begrenztes Wissen zur Verfügung und müssen oft in Sekunden- oder Millisekundenschnelle entscheiden, wie wir Informationen beurteilen und Entscheidungen treffen.

Diese Verzerrungen sind bei Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt. Gerade an der Börse kommen einige aber stark zum Vorschein, die dazu führen, dass Anleger...

  • ...falsche Entscheidungen treffen
  • ...nicht erkennen, dass sie falsche Entscheidungen getroffen haben
  • ...sich für rational halten, während sie höchst emotional und beeinflusst handeln

Die Kosten ihrer Denkfehler merken sie dabei oft erst nach vielen Jahren, wenn alles schon zu spät ist.

Um dich davor zu bewahren zeige ich dir hier 13 kognitive Verzerrungen aus der Anlegerpsychologie und wie sie dich unbewusst zum Spielball der Finanzindustrie machen.

Die simple Wahrheit über Market-Timing, Buy-and-Hold und passives Investieren

Passives investieren - Buy and hold - Entspannen

Die Fakten zeigen ein eindeutiges Bild:

  • Buy-and-Hold-Anleger profitieren vom Steuerstundungseffekt. 
  • Anleger, die mehr handeln, schneiden im Durchschnitt schlechter ab als solche, die wenig handeln.
  • Finanzvorstände scheitern beim Prognostizieren von Aktienmarktverläufen.
  • Renommierte Finanzexperten lehnen Market Timing durchgehend ab.
  • Hier habe ich gezeigt, dass Crash-Propheten regelmäßig mit ihren Prognosen scheitern.
  • Von Kursprognosen, Market Timing und aktivem Handeln profitiert in erster Linie die Finanzindustrie (Banken, Fonds und angebliche Experten)
  • Mit steigender Anlagedauer sinkt die Wahrscheinlichkeit eines Verlusts.

Das muss nicht zwangsweise bedeuten, dass jegliche Anpassung strikt verboten ist. 

Wenige, kluge aktive Eingriffe wie ein Rebalancing (Wiederherstellen der ursprünglichen Vermögensaufteilung), eine Anpassung der Geldanlage an deine Lebenssituation, das Investieren in semi-passive Smart Beta ETFs oder eine Erhöhung / Senkung des Risikos deines Depots kann durchaus sinnvoll sein.

Die Tendenz ist aber klar: Die Buy-and-Hold-Strategie und ein passives Investieren bietet viele Vorteile, wenn du die Grundvoraussetzungen beherzigst und kostspielige Fehler vermeidest.

Wir erkennen damit eine simple, aber wertvolle Wahrheit:

Time in the market beats timing the market.

Offensichtlich ist es gar nicht so erstrebenswert herauszufinden, ob die Aktienmärkte nun kurzfristig fallen oder steigen werden.

In einem Markt, der trotz Krisen, Crashs und Veränderungen weltweit langfristig steigt, ist es viel wichtiger, möglichst lange und kontinuierlich dabei zu sein, als zu riskieren die besten Phasen zu verpassen und zu versuchen schlauer als der Rest zu sein.

Tipp: Wenn du mehr über das  Investieren in ETFs erfahren willst um die Buy-and-Hold-Anlagestrategie erfolgreich umzusetzen kannst du dich hier gratis für meine besten Tipps per E-Mail eintragen und als Bonus die ETF-Formel mit 7 konkreten Schritten herunterladen.

Hinweis: Dieser Artikel wurde erstmals im Februar 2015 veröffentlicht und seitdem grundlegend überarbeitet und aktualisiert.

Über den Autor


Hey, ich bin Jannes. Langfristig denkender Privatanleger, Investor, Ökonom sowie Gründer von Aktienrebell und StrategyInvest. Herzlich Willkommen also zu meiner Rebellion gegen fehlende Finanzbildung, schlechte Anlageentscheidungen und das Spiel der Finanzindustrie.

Jannes Lorenzen

Du willst ein Depot eröffnen?

Ich habe die 3 besten Online-Broker verglichen, zeige dir meinen Favoriten und wie du dein Depot gratis und unkompliziert eröffnest.

  • Hallo Jannes,
    schön wieder etwas von dir zu lesen. Das Thema ist wirklich spannend. Ich persönlich würde mich eher zu den „faulen“ Anlegern zählen 🙂

    Daher investiere ich zu ca. 70% passiv in ETFs. Die restlichen 30% nutze ich für ein gelegentliches Trading von Einzelaktien. Das Trading bietet zwar kurz- und mittelfristig gute Erfolgsaussichten, ist aber auch risikoreicher. Als berufstätiger Privatanleger möchte ich jedoch nicht ständig die Entwicklung meiner Aktien beobachten oder Charts nach Kauf-/Verkaufssignalen hin analysieren. Wie dein Beitrag zeigt, gewinnt am Ende ohnehin der passive Anleger.

    Beste Grüße, Manuel

    • Hi Manuel,

      Freut mich, hier auch wieder von dir zu lesen!

      Ich finde das Thema auch ziemlich spannend. Der Kampf aktiv gegen passiv wird wohl nie vollständig entschieden sein.

      Ich denke auf jeden Fall, dass der Großteil des Geldes passiv angelegt werden sollte, so wie du es vormachst. Wenn jemand allerdings Spaß am Handeln hat und sich auch gerne mit Aktien beschäftigt, finde ich es in Ordnung, einen Teil aktiv anzulegen. Man muss sich aber auf jeden fall bewusst sein, dass man damit ein höheres Risiko eingeht – das hast du ja gut beschrieben.

      Solange aber der größte Teil passiv angelegt wird und beim aktiven Anlegen auch mit Ahnung angelegt wird, sollte die Geldanlage gut aussehen. Aber selbst wenn jemand keine Lust hat, sich mit der Börse zu beschäftigen, kann er trotzdem passiv investieren und gewinnen – und das wissen leider die wenigsten. Hoffentlich können wir das ändern. 🙂

      Viele Grüße,
      Jannes

  • Hallo Jannes,

    ein sehr schöner Artikel und für die meisten wahrscheinlich auch Neuland da Etfs oft gar nicht so im Mittelpunkt stehen sondern eher sehr im Hintergrund gehalten werden.
    Ich finde es aber auch bedenklich das viele auf den Zug eft jetzt aufspringen wollen ohne alles darüber zu wissen es wäre schön wenn du in deinem Artikel z.B. die Steuern erwähnst das es wichtig ist wo der Etf aufgelegt wurde um ein doppeltversteuerung zu vermeiden.

    Da ich im Investmentbereich arbeite und es letzter Zeit so oft sehe das sowas passiert hoffe ich kannst du den Menschen bisschen helfen :)…

    MfG
    U.A

    • Hallo,

      Vielen Dank und schön, dass dir der Artikel gefällt!

      Das stimmt. Niemand sollte investieren, ohne ein Produkt wirklich verstanden zu haben. Dazu gehört auch die steuerliche Behandlung, da hast du Recht.

      Die Gefahr der Doppelbesteuerung besteht natürlich, jedoch nur bei einem kleinen Bruchteil der ETFs:

      aufgelegt im Ausland
      thesaurierend
      (meistens) nicht über SWAP nachgebildet

      Somit trifft es nur auf sehr wenige ETFs zu. Und selbst wenn die Doppelbesteuerung eintritt, ist diese nicht wünschenswert, aber noch längst kein Weltuntergang.

      Ich bin aber deiner Meinung: Man sollte sich vorher über solche Dinge informieren, bevor man Hals über Kopf investiert – und im Falle eines Falles einen spezialisierten Steuerberater zu Rate ziehen, um auf der sicheren Seite zu sein.

      Beste Grüße,
      Jannes

  • […] Dabei wäre das eine viel erfolgreichere Anlagemethode. […]

  • Sehr schöne Reihe zum ETF.
    Ich habe zwar auch ein paar im Portfolio bin denen aber sehr skeptisch gegenübergestellt. Das letzte Mal das ein Finanzinstrument so gehyped wurde war 2008 mit den CDOs.

    Es ist schon sehr auffällig, dass sich auf einmal alle in ETFs stürzen und als Goldbringer sehen. Gerade wenn das passiert ist meiner Meinung nach was faul. Ich möchte die Instrumente nicht schlecht reden. Sie haben vor allem für Anfänger ein absoluten Vorteil. Aber mir gefällt es nicht wie lustlos und durchschnittlich man dadurch wird. Man gibt sich mit weniger zufrieden.

    Naja nur meine 1, 2 Gedanken dazu.

    • Hey Arthur,

      Vielen Dank erstmal.

      Das kann man wahrscheinlich sehen wie man will. Gehört „Lust“ am Handeln an die Börse? Viele Anleger wollen wohl nur ihr Geld bestmöglich anbieten und empfinden wenig Spaß beim Verfolgen von Aktienkursen und Lesen von Geschäftsberichten. Natürlich nähert man sich irgendwo dem Durchschnitt an, nach Kosten erreicht man aber fast zwangsläufig eine überdurchschnittliche Rendite (siehe hier unter Punkt 2). Darüber hinaus können auch ETFs konkrete Strategien abbilden (Dividenden, Value usw.), sodass auch da eine Anpassung möglich ist.

      Aber definitiv sollte man ETFs nicht als heiligen Gral sehen. Das zugrundeliegende Produkt ist nur so gut, wie der, der es einsetzt. 🙂

      Beste Grüße,
      Jannes

  • Stimme dir voll und ganz zu! Passiv schlägt aktiv gemanagte Fonds oder Portfolios immer. Ich bin schon lange ein Freund der Buy-and-Hold-Strategie sowie anderer passiver Anlageformen wie ETFs oder Crowdfunding in Immobilien.

  • {"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}

    Erhalte die besten Tipps für deine Geldanlage

    Erfolgreiche Strategien

    Wissenschaftlich fundiert

    Über 10.000 Teilnehmer

    >