Warum ich hoffe, dass meine Kurse einstürzen (und ich trotzdem kein Idiot bin)

von Jannes Lorenzen
Investor, Ökonom und Gründer

12. September 2019

Gebannt saß ich vor meinem Laptop.

Grüne Zahlen. ++++. Der Kurs ist gestiegen $$$.

Endlich! Mein Geld hat sich vermehrt!

Zufrieden hab ich den Laptop zugeklappt. Nächsten Tag das gleiche Spiel.

So oder so ähnlich lief es bei mir nach meinen ersten Investments.

Ich habe gebannt den Kursverlauf verfolgt und jeden Tag geguckt, in welche Richtung die Kurse sich heute bewegt haben.

Nicht, weil ich handeln wollte. Einfach aus Interesse. Weil ich sehen wollte, dass mein Geld mehr wird.

Und heute weiß ich, was für ein Schwachsinn das war.

Warum ich hoffe, dass die Kurse fallen – obwohl ich selber investiert bin

Ganz ehrlich: Diese Erkenntnis habe ich noch nicht allzu lange.

Ich dachte, dass ich selbst bei Kurseinbrüchen investiert bleibe. Das behalte ich auch noch heute bei.

Nichtsdestotrotz darf ich mich freuen, wenn mein Geld sich vermehrt. Jeder würde sich doch über steigende Kurse und mehr Geld freuen.

Dabei gibt es aber einen Denkfehler, den mir Warren Buffett aufgezeigt hat.

Damit hat er mir tatsächlich die Augen geöffnet.

Lass ihn dir erklären, warum wir hoffen, dass unsere Kurse fallen werden – obwohl wir selber aktiv in Aktien investiert sind.

Ich zitiere aus dem Buch Die besten Anlagestrategien der Welt: Investieren wie Buffett, Lynch, Graham und Co. von Volker Gelfarth:


Ein kleines Quiz: Wenn Sie Ihr ganzes Leben lang Hamburger essen wollen und kein Viehzüchter sind, sollten Sie sich höhere oder niedrigere Preise für Rindfleisch wünschen?

Ebenso: Wenn Sie sich von Zeit zu Zeit ein Auto kaufen wollen und kein Automobilhersteller sind, sollten Sie dann höhere oder niedrigere Autopreise vorziehen?

Diese Fragen beantworten sich natürlich selbst.

Jetzt aber das Abschlussexamen: Wenn Sie erwarten, in den nächsten fünf Jahren netto zu sparen, sollten Sie dann für diesen Zeitraum einen höheren oder niedrigeren Aktienmarkt erhoffen?

Viele Anleger geben hier die falsche Antwort.

Obwohl sie netto gesehen auf viele Jahre hinaus Aktien kaufen werden, sind sie begeistert, wenn die Aktienkurse steigen, und deprimiert, wenn sie fallen.

Sie freuen sich tatsächlich, weil die Preise der „Hamburger“ gestiegen sind, die sie bald kaufen werden.

Diese Reaktion macht keinen Sinn. Nur wer in der nahen Zukunft Verkäufer von Aktien sein wird, wird sich freuen, wenn diese steigen. Künftige Käufer sollten dagegen sinkende Kurse vorziehen.

[…] Sie sollten sich daher freuen, wenn sich die Märkte abschwächen und sowohl uns als auch unseren Beteiligungsunternehmen erlauben, Geldmittel vorteilhafter einzusetzen […]

Lächeln Sie also, wenn Sie eine Schlagzeile lesen, die lautet: „Börse gibt nach: Investoren verlieren“. Schreiben Sie die Schlagzeile in Gedanken so um: „Börse gibt nach: Spekulanten verlieren – aber Investoren gewinnen“.

Obwohl Journalisten diese Wahrheit oft vergessen, gibt es für jeden Verkäufer einen Käufer – und was den einen notwendigerweise schmerzt, nutzt dem anderen.“

Der Denkfehler: Wir sind Käufer, nicht Verkäufer

Warum bist du hier? Weil du wissen willst, wie du deine Aktien verkaufst?

Mit Sicherheit nicht.

Du willst wissen, wie du dein Geld optimal anlegst. Wie du erfolgreich in Aktien und ETFs investierst – wie du erfolgreich und richtig kaufst.

Du bist ein Käufer.

Und auch danach bist du noch ein Käufer. Du sparst Geld und willst das wieder investieren. Du bleibst ein Käufer.

Wir investieren mit einem langfristigen Anlagehorizont. Das heißt im Klartext: Wir verkaufen so spät wie möglich.

Und trotzdem freuen wir uns wenn die Kurse steigen – obwohl wir keine Anstalten machen zu verkaufen und die gestiegenen Preise zu nutzen!

Das einzige, was sich für uns ändert: Die Preise, zu denen wir demnächst kaufen, werden teurer.

Warren Buffett bringt genau das in meinen Augen grandios auf den Punkt.

Ich selber habe lange Zeit so gedacht. Ich habe mich über steigende Kurse gefreut. Es war Balsam für mein nervöses Anlegerherz.

Dabei wäre die viel logischere Schlussfolgerung: Die Kurse sinken – ich kann jetzt günstiger genau die gleichen Unternehmensanteile kaufen!

Der riesige Profit, den du durch diese Denkweise bekommst

Das Ganze ist nicht einfach nur ein Denkfehler, den du und ich machen. Viel mehr ist das ein zentraler Grund dafür, dass wir an der Börse Fehler machen. Dass wir Angst haben.

Genau, wie wir uns über steigende Kurse freuen, haben wir Angst vor fallenden Kursen.

Du kannst diese Sichtweise jetzt aber ändern. Du weißt, dass fallende Kurse zu deinem Vorteil sind.

Was passiert also beim nächsten Börsencrash?

Du kannst die gleichen Unternehmensanteile und Fonds kaufen, bekommst diese aber zu einem viel günstigeren Preis.

Ja, tatsächlich. Du kannst dich freuen wenn die Kurse einstürzen.

Wer hätte das am Anfang der Anlegerlaufbahn gedacht? 😀

Diese Einsicht und diese neu gewonnene Mentalität sind extrem wertvoll. Du wirst viel gelassener. Du hast viel weniger Probleme damit, wenn mal schwere Zeiten an der Börse bevorstehen.

Weil du die Chancen siehst, nicht die Probleme.

Dadurch hast du gar keine Notwendigkeit aus Angst zu verkaufen, wenn die Kurse fallen. Du bleibst gelassen und freust dich sogar, dass du günstig zuschlagen kannst.

Gelassenheit fördert deinen Erfolg an der Börse. Und diese Denkweise über die Vorteile von fallenden Kursen fördert deine Gelassenheit.

Logische Schlussfolgerung: Diese Denkweise fördert deinen Börsenerfolg.

Sie führt dazu, dass du langfristig investierst und immer einen klaren Kopf behältst.

Keiner von uns muss fallende Kurse fürchten. Im Gegenteil: Für uns eröffnen sich dafür noch mehr Chancen.

Die mit Riesenabstand größte Angst an der Börse ist die Angst vor Kurseinbrüchen. Diese Angst muss es nicht geben.

Und das ist ein sehr, sehr schönes Gefühl.

Über den Autor


Hey, ich bin Jannes. Langfristig denkender Privatanleger, Investor, Ökonom sowie Gründer von Aktienrebell und StrategyInvest. Herzlich Willkommen also zu meiner Rebellion gegen fehlende Finanzbildung, schlechte Anlageentscheidungen und das Spiel der Finanzindustrie.

Jannes Lorenzen

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  • Hallo Jannes,

    danke, dass du diese Sichtweise nochmal so gut auf den Punkt gebracht hast. Du hast absolut Recht, dass ich in einem fallenden Markt den gleichen Firmenanteil günstiger bekomme.

    Aber wann interessieren mich denn dann steigende Kurse? Doch erst wenn ich zum Verkäufer werde, oder? Funktioniert die Denkweise denn auch für thesaurierende Fonds?

    Viele Grüße Stefan

    • Hi Stefan,

      Die steigenden Kurse werden für uns erst später, sprich langfristig, relevant. Die größte Hürde für die meisten Anleger ist das Überstehen der Anfangsphase, weil diese durchaus turbulenter sein kann. Wenn man dann kalte Füße bekommt ist nichts gewonnen. Deshalb ist es umso wichtiger zu erkennen, dass kurzfristig fallende Kurse sogar positiv sind und die Kurse nur langfristig steigen müssen.

      Ja, das gleiche gilt genauso für thesaurierende Fonds. Es macht ja aber letztendlich keinen Unterschied: Egal was du hoffst, der Fonds (ob thesaurierend oder ausschüttend) wird sich unabhängig von deiner Hoffnung entwickeln. Wenn der Kurs allerdings fallen sollte, egal ob der Fonds thesauriert oder ausschüttet, solltest du eben keine kalten Füße bekommen sondern entspannt bleiben und dich womöglich sogar über die Gelegenheit freuen günstiger einkaufen zu können.

      Beste Grüße,
      Jannes

    • Hallo,

      Erstmal super Artikel.
      Jetzt hab ich aber auch noch Fragen dazu:

      Wenn man nie wirklich drauf aus ist nicht zu verkaufen und langfristig die Aktie behalten will. Dann macht es ja nur Sinn wenn man eine Aktie hat mit einer Dividendenausschüttung, oder sehe ich das falsch.
      Im Gegenzug Aktien ohne Ausschüttung muss man doch dann spekulieren und wenn dieses oben sind verkaufen?

      Klärt mich bitte auf 🙂

      • Hallo Carl,

        freut mich sehr, dass dir der Artikel gefällt! 🙂

        Das hast du schon richtig beschrieben. Aktien werden an der Börse gehandelt, weil sie Gewinne in der Zukunft versprechen. Und das Mittel, mit dem wir als Aktionäre an diesen Gewinnen beteiligt werden, ist die Gewinnausschüttung in Form der Dividende.

        Wenn du eine Aktie oder einen ETF ohne Dividendenausschüttung hast, erzielst du deinen Gewinn durch den Verkauf der Aktie bei einem gestiegenen Kurs.

        Allerdings schüttet nahezu jedes Unternehmen früher oder später eine Dividende aus, um für die Aktionäre interessant zu bleiben. Manche Unternehmen zahlen nur vorübergehend keine Dividende, da sie womöglich…

        (noch) keinen Gewinn machen
        Gewinnrücklagen bilden wollen
        Geld für Investitionen benötigen

        Aber das alles hat das Ziel, dass in der Zukunft wieder eine Dividende ausgezahlt werden kann.

        Ich hoffe, dass ich dir damit weiterhelfen und etwas Klarheit schaffen konnte. 🙂

        Beste Grüße,
        Jannes

  • Hallo Jannes,

    wiedermal ein genialer Artikel. Es macht mir unheimlich viel Spaß dir zu folgen. Alles was ich wissen muß lerne ich von dir. Ich habe mal eine Frage und zwar bin ich ja seit April investiert in verschiedene Etfs. Das war ja ein Zeitpunkt an dem die Kurse ja am höchsten standen. Dann sind sie unter anderem wegen der griechenland

  • Krise etwas eingebrochen. Jetzt geht es wieder bergauf und ich bin bei plus minus null. Meine Frage ist,
    sollte ich einfach investiert bleiben oder verkaufen und neu investieren wenn die Kurse wieder tiefer sind. Es handelt sich nämlich nicht um gerade kleine Investitionen. Weil rückblickend betrachtet befinden sich die Indizes ja im Moment schon auf hohem Stand. Ich will ja für viele Jahre investiert bleiben also hab ich mir die Frage eigentlich schon selber beantworten und ich sollte einfach investiert bleiben. Du kennst ja sicherlich den Königsweg der ja besagt das man ungefähr 30 % unter dem Höchststand der letzten Jahren investieren soll. Was sagst du dazu?

    Lieben Gruß aus Holland,

    Pascal

    • Wenn man wartet, bis ein Kurs 30 % nach unten fällt, um dann kaufen zu wollen, wird möglicherweise nie investieren. Wer sagt dir denn, dass der Kurs ab morgen nicht eine Rallye hinlegt und 30% plus macht? Dann wäre genau heute der richtige Zeitpunkt gewesen. Eventuell sackt der Kurs gar nicht mehr um 30% ein. Dann kannst du natürlich ebenfalls lange warten und wirst nie einsteigen. Und in dieser Zeit würden sämtliche Gewinne an dir vorbeiziehen 😉 Also: investiert bleiben und bei Kursrückgang NACHKAUFEN. (Das hättest du in der „Griechenlandkriese“ vielleicht tun sollen, dann wärst du jetzt bereits wieder im Plus – siehe dieser Blog hier!) Wenn du jetzt verkaufst, hast du alleine durch die Gebühren schon Verlust gemacht…. Gruß, Marten

      • Hi Marten,

        Danke für deine Antwort. Ich stimme dir zu.
        Ich muß allerdings sagen das ich lediglich € 16/Jahr Servicegebühren zahle in Holland bei der ING, egal wieviele Etfs ich im Depot habe. Für ETF An und Verkäufe zahlt man keine Gebühren. Ich bleibe einfach Investiert und kaufe nach wenn die Kurse sinken.

        Danke und einen schönen Tag noch

    • Hi Pascal,

      Vielen Dank! Freut mich wirklich sehr, dass ich dir mit meinen Artikeln weiterhelfen kann. 🙂

      Ich kann Marten nur zustimmen. Wenn du jetzt verkaufst kann es genauso gut passieren, dass die Indizes um 20% hochklettern und du davon gar nichts mitbekommst – einfach weil du jetzt schon verkauft hast.
      Wenn du jetzt verkaufst gehst du eine spekulative Wette ein, dass der Markt fällt. Das kann dir aber niemand voraussagen. Und da die Börsenkurse im langfristigen Durchschnitt steigen ist es statistisch gesehen sogar recht unwahrscheinlich, dass die Kurse in einem Jahr niedriger stehen als heute.

      Wenn der Kurs mal 30% unter dem Höchststand ist hat das den Vorteil, dass die Kurse höchstwahrscheinlich nicht völlig überbewertet sind. Jedoch kann es seeehr lange dauern, bis wir uns wieder 30% unter den Höchstständen befinden. Darauf würde ich nicht warten. Außerdem können die Kurse dann auch genauso gut noch weiter fallen.
      Mal als historisches Beispiel: 2007/2008 vor der Finanzkrise stand der DAX bei 8.000 Punkten. Das würde bedeuten, dass du nach dieser Regel bei einem Stand von 6.000 (Ende 2011) Punkten nicht investiert hättest (denn das wäre „nur“ 25% unter dem Höchststand). Seitdem hat sich der DAX aber verdoppelt, also eine Rendite von +100% erreicht.

      Die Indizes können immer steigen, unabhängig davon wie weit sie vom Höchststand entfernt sind oder nicht. Darauf zu wetten, dass man den Markt kurzfristig vorhersehen kann, wird meistens nicht zum Erfolg führen. Die entspanntere Variante ist investiert zu bleiben und falls die Kurse fallen sollten, dies für einen Nachkauf zu nutzen. Wenn die Kurse tatsächlich mal wieder um 30% fallen sollten kannst du natürlich auch doppelt zupacken. 😀

      Beste Grüße,
      Jannes

      • Vielen Dank für deine Antwort Jannes. Ich hatte mir letzte Woche nochmal den Bestseller von Bodo Schäfer durchgelesen und da schreibt er ja vom Königsweg. Das hatte mich dann wieder zweifeln lassen ob ich den richtigen Zeitpunkt meiner Investition gewählt habe. Aber dieses Zweifel sind jetzt ein für allemal aus dem Weg geschafft dank deines Artikel, deiner Antwort und die von Marten. Jetzt hat es definitiv klick gemacht bei mir.

        Vielen lieben Dank

  • Danke Dir Jannes für für diesen wieder tollen Artikel. Vor sehr vielen Jahren hatte ich zwei Aktiv gemanagte Aktienfonds, die mir von einer Bankberaterin „aufgeschwatzt“ wurden. Nach einiger Zeit ging es sehr bergab und als nach ca. 6 Jahren wieder der Einstiegswert erreicht war, verkaufte ich alles. DAS war mein größter Fehler, denn wenn ich sehe wo diese Fonds heute stehen, wird mir schwindlig! Im Unterbewusstsein war diese Erkenntnis bei mir da, aber du bringst es genau auf den Punkt mit deinem Blog!

    Vor einigen Monaten investierte ich einen größeren Betrag in ETFs und kaufe quartalsweise nach. ( Da hattest du mir damals noch ein wenig geholfen, danke hier auch noch mal für den Input). Dann ging es bis zu -8% bergab, als ich schließlich nachkaufte nach Plan. Und weißt du was? Irgendwie freute ich mich trotzdem, günstiger nachgekauft zu haben. Deine Sichtweise stärken mich aber auch mal etwas „mutiger“ zu werden beim Nachkaufen und ruhig mal ein bisschen mehr frisches Kapital in die ETF zu investieren, gerade wenn die Kurse fallen.

    Viele Grüße

    Dirk

  • Naja, ein wenig hinkt die Argumentation aber schon.

    Natürlich ist es nett, einen Rücksetzer zum Nachkaufen zu erwischen. Langfristig setzen wir doch aber schon darauf, dass unsere Aktien/ETFs im Wert steigen. Von daher sehe ich es nicht als dumm an, sich darüber zu freuen.

    Etwas zu kaufen und dann zu hoffen, dass es kontinuierlich an Wert verliert – das macht in meinen Augen überhaupt keinen Sinn.

    Darum fahre ich ja auch keinen Porsche…

    • Hallo,

      Wir hoffen ja nicht, dass etwas kontinuierlich an Wert verliert. Es geht nur darum, dass etwas für uns günstiger wird, solange wir unser Geld an der Börse ansparen. Siehe:

      „Jetzt aber das Abschlussexamen: Wenn Sie erwarten, in den nächsten fünf Jahren netto zu sparen, sollten Sie dann für diesen Zeitraum einen höheren oder niedrigeren Aktienmarkt erhoffen?“

      Langfristig erwarten und erhoffen wir uns natürlich einen gestiegenen Aktienmarkt. Alles andere würde keinen Sinn ergeben, da gebe ich dir Recht – aber ich habe ja auch nie das Gegenteil behauptet.

      In der Phase des Ansparens (wie lang diese auch immer sein mag) können wir von Kursrücksetzern profitieren. Gerade diese Anfangsphase ist die schwierigste Phase für Anleger und lässt diese bei Kurseinbrüchen erzittern, weshalb diese Denkweise in meinen Augen sehr wertvoll ist um damit souverän umzugehen.

      Um das auf dein Porsche-Beispiel zu beziehen:

      Nehmen wir an du möchtest in den nächsten fünf Jahren jeweils einen Porsche von einem bestimmten Modell kaufen. Von diesem Modell erwartest du dir langfristig und aus rationalen Gründen eine Wertsteigerung (über die nächsten 20-30 Jahre). Wenn die Kurse jetzt kurzfristig fallen kannst du deine Porsche günstiger kaufen – du hast also durch den Kursrücksetzer profitiert. An der langfristigen Erwartung sollte sich nichts ändern, denn sonst basierte diese Erwartung wohl eher auf einer Spekulation als auf einer rationalen Analyse.

      Ich hoffe, dass ich meine Sichtweise dadurch noch klarer machen konnte. 🙂

      Beste Grüße,
      Jannes

  • Hallo Jannes,

    super Artikel zum Thema Investieren an der Börse. Du hast es genau auf den Punkt getroffen. Wenn diese Einsicht einmal da ist, dass fallende Kurse nicht weiter schlimm sind, dann steht eine erfolgreiche Geldanlage an der Börse nichts mehr im Wege. Auch ich habe jeden Tag nach meinen Aktien geschaut und mich über steigende Kurse gefreut und über fallende geärgert. Mittlerweile schau ich viel seltener nach meinen Aktien und bin bei der Aktienanlage viel entspannter geworden.

    Viele Grüße
    Klaus-Dieter

  • Gut eklärt.
    Zwei ergänzende Punkte:
    1) Sinkende Kurse bedeuten höhere Dividendenrenditen. Und wer freut sich nicht über höhere Renditen. 🙂
    2) Bei ETFs fällt mir persönlich das Nachkaufen psychologisch viel einfacher. Ich habe einmal entschieden, dass ich diesen Markt kaufen will. Daran ändern dann auch Kursrücksetzer nichts.
    Anders bei Einzelaktien. Wenn es da einen grösseren Kursrutsch gibt, komme ich ins Grübeln: ist es doch nicht die richtige Aktie? Sollte ich verkaufen? Wie gesagt, bei ETFs kommen mir solche Gedanken nicht.

    • Hallo Ralph,

      Vielen Dank für deine Ergänzungen! 🙂 Du hast völlig Recht: Ein niedrigerer Kurs bei den gleichen Gewinnausschüttungen bedeutet eine höhere Dividendenrendite für uns. Das heißt also ebenfalls: Wir können für weniger Geld an den gleichen Gewinnen partizipieren.

      Auch bei Einzelaktien und ETFs gibt es da tatsächlich einen Unterschied. Die Denkweise, dass durch günstigere Kurse gut nachgekauft werden kann, gilt für beide. Bei der Einzelaktie spielt jedoch der Faktor des Unternehmens mit rein und ob das Unternehmen sich nicht außerordentlich verschlechtert hat. Da wird das ganze also auf jeden Fall komplexer und schwieriger – gute Ergänzung. Vielen Dank dafür.

      Beste Grüße,
      Jannes

      • „Sinkende Kurse bedeuten höhere Dividendenrenditen“
        Das Ziel ist Geld zu verdienen und nicht Prozente zu sammeln. Deswegen ist eine Einmalanlage langfristig auch einem Sparplan vorzuziehen obwohl letzterer günstiger einkauft.
        Von daher ist es auch egal wie hoch die Dividendenrendite ist. Wenn 20 Cent je Aktie ausgeschüttet sind, sind das 20 Cent je Aktie. Egal ob 2 oder 5 Prozent.

        Den Unterschied zwischen Unternehmen und ETF finde ich merkt man gerade jetzt bei den China Stürzen ganz gut. Bei solchen Einschlägen würden man Firmen wohl aus Existenzangst abstoßen. China kann man getrost nachkaufen. Das blöde ist nur, man ahnt dadurch vielleicht, dass man in den letzten Monaten wohl viel teure heisse Luft gekauft hat. Ein Grund mehr nachzukaufen!

        • Hi Christian,

          Deinen Ausführungen zur Dividendenrendite muss ich, wenn ich dich richtig verstehe, widersprechen.

          Es ist definitiv NICHT egal, wie hoch die Dividendenrendite ist, da 20 Cent je Aktie eben nicht gleich zu bewerten sind.

          Wenn Aktie A 100€ kostet und 20 Cent ausschüttet, habe ich letztendlich 20 Cent an Dividende erhalten (Dividendenrendite = 0,2%). Wenn Aktie B aber nur 20€ kostet, aber ebenfalls 20 Cent ausschüttet (wie du es in deinem Beispiel geschrieben hast), kann ich fünf dieser Aktien kaufen und erhalte 5x 20 Cent, also 1€ an Dividende (Dividendenrendite = 1%).

          Sprich: Wenn die Dividendenrendite 5x so hoch ist, habe ich auch 5x so viel Geld verdient (eventuelle Kursveränderungen außen vor gelassen). Wenn wir uns also darauf fokussieren, dass wir Geld durch Aktien verdienen wollen, indem wir eine Dividende erhalten, ist die Dividendenrendite unumgänglich und der zentrale Maßstab dafür.

          Eine ganz andere Frage wäre, ob wir überhaupt nur auf die Dividende eines Unternehmens achten sollten, da wir auch Geld verdienen können durch die Kurssteigerung einer Aktie, die wir bei dieser Betrachtungsweise vernachlässigen.

          Da hast du Recht, China ist ein gutes aktuelles Beispiel dafür. Die letzten Kursrücksetzer in Griechenland würde ich da auch mit reinzählen. Einzelne Unternehmen sind stark insolvenzgefährdet, der gesamte Index, also die Gesamtheit der Unternehmen, wohl aber nicht und deshalb viel eher zum Nachkaufen geeignet.

          Beste Grüße,
          Jannes

  • Finde ich absolut logisch und fühle mich garnicht angesprochen. Wer das nicht versteht, der hats weder mit Wirtschaft, noch mit Mathematik.

    • Hi Christian,

      Freut mich, dass dir das keine Probleme bereitet.

      Ich denke aber, dass es weniger mit dem Verständnis für die Wirtschaft oder die Mathematik zu tun hat, sondern viel mehr mit der Psychologie dahinter. Die häufigste Denkweise ist dann nun mal: „Verdammt, mein Geld wird weniger.“ Daraus entsteht die Angst, dass man sich doch verkalkuliert hat. Selbst wenn diese Angst nicht kommt und es nicht zu Panikverkäufen kommt, ist es noch eine größere Hürde für die meisten Anleger aktiv zu werden und trotz des aktuellen „Misserfolgs“ mit noch mehr Kapital einzusteigen.

      Beste Grüße,
      Jannes

  • Hallo Jannes

    Danke für diesen Artikel.
    Entschuldige, falls ich komplett auf der Leitung stehe, ich bin blutiger Anfänger 😉

    Etwas habe ich aber nicht verstanden:
    Wenn ein Kurs sinkt, in dem ich nicht aktiv beteiligt bin, kann ich mich freuen, da ich mir jetzt mehr Anteile für das gleiche Geld kaufen kann.
    Aber wenn ich in den Kurs investiert habe, dann bekomme ich ja weniger Geld für meine Anteile?

    Danke
    E. Santo

    • Hi Elia,

      Gar kein Problem, jeder fängt mal an. 🙂

      Deine Überlegung ist soweit erstmal völlig richtig. Du bekommst weniger Geld für deine Anteile, wenn der Kurs sinkt. Ich verfolge aber eine langfristige Anlagephilosophie, das heißt, dass ich beim gesunkenen Kurs sowieso noch nicht verkaufen möchte. Wenn die Kurse sinken nutze ich das um günstiger nachzukaufen, statt mich darüber zu ärgern, dass meine Anteile vorübergehend weniger wert sind. Generell ist es mir also egal, ob der Kurs ein paar Jahre nach meinem Kauf sinkt, da für mich nur der Kurs in 20 oder mehr Jahren zählt – nämlich erst dann, wenn ich verkaufen und tatsächlich die Anteile zu Geld machen will.

      Ich hoffe, dass ich dir das noch einmal verdeutlichen konnte.

      Beste Grüße,
      Jannes

  • Hi Jannes,

    bin heute erstmalig auf Deinen Blog gestoßen. Kompliment – wirklich klasse Artikel und interessante Sichtweise. Denke Du triffst hier genau den richtigen Nerv. Ich bin gespannt mehr über Deine Investmentphilosophie zu lesen und bin gespannt ob Du mehr davon Preis gibst.

    Viele Grüße,
    Patrick

    • Hi Patrick

      Vielen Dank für dein Lob – freut mich wirklich sehr! Na klar, dazu wird in absehbarer Zukunft noch einiges kommen und ich hoffe, dass ich damit vielen Menschen auf dem Weg zur eigenen Geldanlage weiterhelfen kann.

      Viele Grüße,
      Jannes

  • Jetzt freue ich mich das der Kurs meines ETF um 1,50 Euro je Einheit gestiegen ist. Bei 14,50 Euro Einstieg. Doch die Entscheidung des Nachkaufens macht es nicht einfacher, denn weil es ja teurer wird. Sollte das Prozedere jetzt immer noch anhalten?

    • Voraussehen kann das niemand. Du solltest da für dich am besten von vornherein eine Regel festlegen, wie du bei solchen Situationen vorgehst. Ich würde mir allerdings nicht allzu große Sorgen machen, da der perfekte Zeitpunkt nicht vorherzusehen ist und investiertes Geld in den meisten Fällen besser ist als stillgelegtes Geld. Du kannst auch den Cost-Average-Effekt nutzen, wenn du dein Risiko bei der erneuten Investition weiter reduzieren willst.

      Viele Grüße,
      Jannes

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