Gold als Wertanlage: Das bringt es wirklich

von Jannes Lorenzen
Investor, Ökonom und Gründer

22. April 2021

Gold als Wertanlage – mehr Schein als sein? Ist Gold als Geldanlage sicher oder sinnlos?

Gold ist das Symbol des Reichtums schlechthin. Es kommt also nicht von ungefähr, dass viele sich bei ihrer Geldanlage ins Gold stürzen – geblendet von dem goldenen Glanz des Reichtums.

Aber wie rentabel ist die Investition in das edelste aller Edelmetalle wirklich? Gerade die letzten Jahre haben diese Frage durch die schwankenden Goldpreise immer wieder aufkommen lassen.

Ich zeige dir, wie sich die Wertanlage Gold im Vergleich zu Aktien schlägt und welche Risiken bei der Investition in Gold auftreten können. Zudem verrate ich dir, ob ich persönlich in Gold investiere.

Lass uns also loslegen: Wie gut ist Gold als Wertanlage wirklich?

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Warum gilt gerade Gold als Wertanlage?

Gold hat seine Daseinsberechtigung hauptsächlich durch den Glanz, den es ausstrahlt. Es ist das Statussymbol der Reichen und Vermögenden.

Wer Geld übrig hat, kauft sich eine goldene Rolex oder lässt sich irgendetwas anderes vergolden. Goldschmuck ist seit Jahrtausenden begehrt und durch die begrenzte Anzahl an Gold auf der Erde kommt der hohe Preis zustande.

Sobald Gold günstig ist, ist es nicht mehr begehrt. Denn dann ist es kein Statussymbol mehr und erreicht einen Status wie Silber und andere Edelmetalle.

Doch dieser Status als Symbol des Reichtums rechtfertigt nicht den Status vom Gold als Geldanlage. Warum sollten wir in Gold investieren und nicht in Silber?

Die Verehrung des Goldes liefert dafür noch keine Begründung.

3 attraktive Eigenschaften von Gold

Schauen wir also auf die Eigenschaften, die oft für das Kaufen von Gold angeführt werden.

#1 Gold ist begrenzt

Es gibt nur begrenzte Goldvorkommen auf der Welt. Irgendwann sind alle erschöpft - und es sind keine chemischen Herstellungsverfahren von Gold bekannt.

Es können durch technologischen Fortschritt immer neue Goldvorkommen entdeckt werden, diese sind aber endlich. Gerade im Vergleich zum Geldsystem und Währungen, die durch expansive Geldpolitik und Inflation eher entwertet werden, wird diese Eigenschaft oft betont.

#2 Gold ist seit Jahrtausenden etabliert

Schon im Mittelalter und dafür hat Gold seinen Glanz gehabt. Es wurde gesammelt, aufbewahrt und umkämpft. Darin steckt die größte Annahme zum Wert von Gold: Wenn etwas seit Jahrtausenden einen Wert hat, sollte es diesen Wert auch in Zukunft erhalten können.

#3 Gold ist ein Sachwert

Gold ist physisch. Es lässt sich anfassen und einfach verstehen. Es gibt keine Verträge oder AGBs - außer bei Finanzprodukten auf Gold - die man durchlesen muss.

Aus diesen Eigenschaften, die selbst Menschen schnell erkenntlich sind, die sich kaum mit ihrer Geldanlage auseinandersetzen, werden einige Vorteile für die Geldanlage und die Vermögenssicherung geschlussfolgert. Diese schauen wir uns jetzt genauer an, da es dort einige Mythen gibt.

Gold als Wertanlage: Was du darüber wissen musst

Eine Geldanlage besteht aus zwei Komponenten: Der erwarteten Rendite und dem Risiko, das dabei eingegangen wird.

Schauen wir uns das einmal bei Gold genauer an: Wieviel Rendite liefert Gold? Ist Gold sicher? Welche Risiken hat Gold?

Um eins vorwegzunehmen: Ich bin kein Hellseher. Diese Frage kann keiner auf der Welt mit absoluter Gewissheit beantworten. Aber wir können trotzdem für uns klären, welche Eigenschaften – ob positiv oder negativ – ein Investment in Gold mit sich bringt und darauf basierend ob Gold als Geldanlage für uns geeignet ist.

Wertsteigerung von Gold: Die Fakten

Gold ist seit 2000 über 11 Jahre lang nahezu kontinuierlich im Preis gestiegen. Damals betrug der Preis einer Feinunze Gold ca. 300 US-Dollar (USD). Bis Mitte 2011 ist dieser auf ca. 1900 USD angestiegen.

Das bedeutet ein jährliches Wachstum von über 18% – und das über 11 Jahre lang!

Ein Jahr lang stagnierte der Preis, ehe er ab Herbst 2012 bei einem Stand von ca. 1.800 USD abstürzte. Heute steht er bei 1.350 USD.

Dadurch hat das Gold einiges an Vertrauen eingebüßt. Nach den 11 „goldenen“ Jahren waren die meisten davon überzeugt, dass doch nichts über eine Investition in das Gold geht.

Wir können aber noch weiter in der Historie zurückblicken. 1973 begann weltweit der freie Goldhandel, als das goldgedeckte Bretton-Woods-System abgelöst wurde. Seit dem ist der Goldpreis nominal um ca. 1300% gestiegen, was einen jährlichen Anstieg von ca. 7% bedeutet.

Aber, wir sehen auch: Es gab lange Zeiten, in denen der Goldpreis gefallen ist.

Lange Stagnation – kein Inflationsschutz

Ken Fisher weist in seiner Kolumne bei Focus Money (welch Ironie – Erklärung später) darauf hin, dass Gold die insgesamt positive Wertsteigerung durch wenige, starke Kursanstiege erreicht hat.

Anleger mussten daher sehr geduldig sein, da ab 1980 über mehr als 25 Jahre lang keine wirkliche Wertsteigerung erfolgte. Nicht nominal und erst recht nicht inflationsbereinigt.

Oft ist dem Otto-Normalverbraucher nur der Verlauf der letzten Jahre präsent. Dabei ist das nur die halbe Wahrheit. Denn der Goldpreis stieg nicht immer.

Ganz im Gegenteil: Die meiste Zeit lang fiel der Goldpreis sogar. Der Goldpreis kann also sehr lange seitwärts und abwärts verlaufen, wie dieses inflationsbereinigte Chartbild zeigt.

Ist Gold sicher? Risiken von Gold im Check

Gold gibt ein Gefühl von Sicherheit.  Es ist „etwas zum Anfassen“, ähnlich wie Immobilien. Solchen Sachwerten wird immer mehr vertraut als Papiergeld oder Wertpapieren.

Die folgende Aussage ist daher wohl jedem bekannt. Auch den Menschen, die sich nicht aktiv mit einer Geldanlage beschäftigen.

„Gold dient als Sicherheit in der Krise.“

Da Gold, wie bereits erwähnt, ein Sachwert ist, wird diesem vor allem in Wirtschaftskrisen vertraut. In gewisser Weise ist dieser Ausweg logisch, denn vor allem Unternehmen haben zu Krisenzeiten zu kämpfen. Folglich leiden die Kurse der Aktien dieser Unternehmen darunter.

Wie verhält es sich nun mit Gold in Krisen?

Gold als Krisenwährung

In den letzten Jahrzehnten haben wir sieben größere Krisen in der Wirtschaft erlebt, die zwar oft einen regionalen Ursprung, aber oft globale Auswirkungen hatten.

Dazu zählen (mit dem weltweiten Aktienindex MSCI World als Maßstab für das Ausmaß):

  • 1987: Schwarzer Montag (und die Monate danach). MSCI World: -25%
  • 1989: Immobilienkrise in Japan. MSCI World: -37%
  • 1998: Finanzkrise in Russland. MSCI World: -17%
  • 2001: Dotcom-Blase. MSCI World: -53%
  • 2008: Finanzkrise. MSCI World: -46%
  • 2011: Eurokrise. MSCI World: -18%
  • 2020: Coronakrise. MSCI World: -30%

Gold hat in den ersten 3 Krisen jeweils an Wert verloren (zwischen -8% und -14%), wenn auch schwächer als Aktien.

In den drei darauf folgenden Krisen hat Gold sich stabil gehalten und ist bzw. ist 2008 und 2011 sogar recht stark mit ca. 30% gestiegen.

In der jüngsten Coronakrise ist Gold ebenfalls um etwa 13% gefallen.

Also, halten wir fest: Gold ist nicht in jeder Krise ein Garant für Stabilität. Es ist aber zumindest in den letzten Krisen nie so stark gefallen wie Aktien.

Der größte Kritikpunkt am Gold

Warren Buffett, seines Zeichens der erfolgreichste Investor auf diesem Planeten, äußerte sich folgendermaßen zum Gold:

„Gold wird irgendwo in Afrika oder sonstwo aus den Tiefen ausgegraben. Dann schmelzen wir es ein, graben ein anderes Loch, vergraben es dort und bezahlen Leute, damit sie herumstehen und es bewachen. Das ist sinnlos. Jemand, der vom Mars aus zuschauen würde, würde sich nur kopfschüttelnd wundern.“ – Warren Buffett

Warren Buffett kritisiert damit vor allem die mangelnde Funktionalität des Goldes.

Man muss jedoch trotzdem sagen, dass Gold seit es der Menschheit bekannt ist, immer einen hohen Status hatte. Es hat seit wir denken können einen hohen Stellenwert genießen dürfen.

Es ist also eher unwahrscheinlich, dass die Menschheit sich in den nächsten Jahren plötzlich vom Gold abwenden wird. Gold wird aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit stets Verlockungen hervorrufen – auch wenn diese, wie im Fall von Warren Buffett – nicht immer auf Verständnis stoßen.

Aktien oder Gold? Diesen Vorteil haben Aktien

Was würdest du wählen: Alles Gold der Welt oder 16x Exxon Mobil (jährlicher Gewinn bei jeweils über 30 Mrd. € pro Jahr)  sowie das gesamte Ackerland der USA?

Warren Buffett hat hierzu einen interessanten, kurzen Vergleich veröffentlicht. Er kritisiert darin, dass Gold Kosten verursache durch Produktion und Lagerung, jedoch nicht produziert, keine Zinsen und keine Dividenden erwirtschaftet.

Im Gegensatz dazu könnte man für den gleichen Preis großartige Unternehmen und andere Dinge kaufen, die weitaus attraktiver seien.

Auch der knallharte Vergleich der Fakten zeigt: Ein Investment in einen weltweit gestreuten Aktienindex wie den MSCI World hätte eine Anlage in Gold deutlich geschlagen.

Auch wenn man nicht unbedingt Gold als Alternative, sondern als Ergänzung zu Aktien sehen kann, sollte man sich diesen Unterschied bewusst machen.

Gold als Wertanlage: Vorteile und Nachteile

Was sind zusammengefasst die Vor- und Nachteile von Gold?

Pro

  • Sachwert mit langfristigem Inflationsschutz
  • Seit Jahrtausenden werthaltig
  • In den letzten Krisen stabiler als andere Anlageklassen wie Aktien

Contra

  • Langfristig geringere Rendite als Aktien
  • Hohe Schwankungen im Preis
  • Kein "fairer Wert" feststellbar
  • Längere Phasen mit real negativen Renditen

Gold kaufen - aber wie? 4 Wege

Es gibt unterschiedliche Wege, wie du in Gold investieren möchtest, wenn es für dich interessant ist.

  1. 1
    Physisches Gold kaufen: Der natürlichste Weg ist der Kauf von Barren oder Münzen, die aus Gold bestehen. Nachteil: Diese musst du lagern (bspw. zuhause oder gegen Gebühr im Bankschließfach) und vor Diebstahl sichern.
  2. 2
    Finanzinstrumente: Du kannst auch an der Börse Derivate, bspw. Zertifikate oder ETCs (Exchange Traded Commodities, ähnlich zu ETFs), kaufen. Diese bilden den Goldpreis (und auch andere Rohstoffpreise) ab. Der Vorteil ist die Einfachheit und die Flexibilität, der Nachteil das Emittentenrisiko, das du eingehst. Bedeutet: Sollte bspw. die Bank, die ein Zertifikat auflegt, insolvent sein, kann auch dein Zertifikat wertlos werden.
  3. 3
    Indirekte Instrumente: Du kannst an der Börse auch in Goldminenaktien investieren, die wiederum zentral vom Goldpreis abhängig sind. Dafür solltest du dich in jedem Fall vorher mit Aktien beschäftigen und wie diese funktionieren, kannst so aber beide Welten vereinen.

Gold als Wertanlage: Das Fazit

Beim Gold spalten sich die Geister. Es gibt unzählige Meinungen dafür, unzählige Meinungen dagegen.

Banken und Medien befeuern einige Mythen über Gold als Geldanlage. Bspw. Focus Money hat einen Drang dazu, das Gold als bestes Anlagemittel zu positionieren. Stefan Niggemeier zeigt in diesem Artikel auf seinem Blog auf ironische Art und Weise, wie das Gold in den Medien als optimale Geldanlage stilisiert wird.

Ich hoffe, dass du solchen Meldungen der Zeitschriften also mit genügend Skepsis entgegentrittst.

Nach meiner Recherche kann ich jedoch für mich sagen, dass ich eine Investition in Aktien einer Investition in Gold immer vorziehen würde. Ein Unternehmensanteil ist für mich gehaltvoller als ein Goldbarren.

Ich halte es für sehr spekulativ, wo der Goldpreis in 20 Jahren beispielsweise stehen wird. Dass die Aktienkurse in 20 Jahren jedoch gestiegen sein werden, ist in Anbetracht des Wirtschaftswachstum, höherer Produktivität und der Historie der Aktienkurse sehr wahrscheinlich.

Wie gesagt: Keiner hat eine hundertprozentige Gewissheit über die zukünftigen Entwicklungen. Aber in meinen Augen ist die bessere Geldanlage trotzdem durch Aktien zu erreichen.

Wenn du zusätzlich zu einer Investition in Aktien dein Depot diversifizieren, also breiter fächern möchtest, dann kannst du das natürlich durch zusätzliche Goldkäufe tun. Behalte aber immer die Risiken und Eigenschaften des Goldes dabei im Hinterkopf.

Ich werde das Risiko meines Portfolios jedoch auch in Zukunft ohne die Wertanlage Gold minimieren. Es ist scheinbar nicht alles Gold, was glänzt.

Bildquelle: „Gold Coins“ von motoyen auf flickr.com (bearbeitet), lizensiert unter CC BY 2.0

Über den Autor


Hey, ich bin Jannes. Langfristig denkender Privatanleger, Investor, Ökonom sowie Gründer von Aktienrebell und StrategyInvest. Herzlich Willkommen also zu meiner Rebellion gegen fehlende Finanzbildung, schlechte Anlageentscheidungen und das Spiel der Finanzindustrie.

Jannes Lorenzen

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  • Zu erst einmal muss ich sagen: Super Artikel! Verständlich geschrieben und viele wichtige Aspekte aufgegriffen.
    Ich kenne mich noch nicht so gut aus, was Investitionen angeht. Ich war Gold gegenüber jedoch immer skeptisch, fühle mich durch deine Erklärung also etwas bestätigt. So genau hätte ich es jedoch niemals begründen können. 😀
    Wieder was gelernt, vielen Dank!

    Gruß

    • Hallo,
      vielen Dank für deinen Kommentar!
      Wie gesagt, an der Börse gibt es für alles zwei Meinungen, auch beim Gold. Wichtig ist nur, dass man dies für sich selber klärt und nach seinen Überzeugungen handelt. Diesen Schritt hast du ja scheinbar erfolgreich gemeistert.

      Schöne Grüße,
      Jannes

  • Ein sehr informativen Artikel, mit ganz vielen Ansichtsweisen, die ich bis dato gar nicht in dieser Form gesehen habe. Bisher habe ich die Investition in Gold eher positiv eingeschätzt,, aber nach diesem Artikel kommt man doch ins Grübeln.

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