7 Tipps um dein Geld clever zu versenken

von Jannes Lorenzen
Investor, Ökonom und Gründer

12. Juni 2017

Wer kennt es nicht?

Der eigene Kontostand passt nicht mehr in den handelsüblichen Taschenrechner.

Ständig verwechselst du deine Handynummer mit deinem Kontostand.

Das sind Probleme, die belasten.

Ich möchte dir zeigen, wie du diese Probleme ein für alle Mal löst und dein Geld so schnell wie möglich versenkst – auf clevere Art und Weise.

Denn Geld einfach verbrennen kann jeder.

Ich zeige dir, wie du dein Geld los wirst, den (natürlich wohlverdienten) Neid deiner Mitmenschen weckst und dir Expertenstatus erarbeitest.

#1 – Sei blind

Das Wichtigste direkt vorne weg: Unwissenheit ist sehr wichtig.

Videos zur Börse schauen? Keine Zeit.

In Börsenthemen einlesen? Langweilig.

Diese Ansichten solltest du verinnerlichen, damit du gar nicht erst auf die Idee kommst, dich über gewinnbringende Geldanlagen zu informieren.

Lass es einfach auf dich zu kommen.

Nimm ein paar Finanzprodukte, die von halbseriösen Zeitschriften in den Himmel gelobt werden. Sogenannte „Geheimtipps“ eignen sich dafür immer gut.

Kaufen und das war’s. Jetzt kannst du zu sehen, wie dein Geld weniger wird.

Wenn du jetzt noch mit ein paar Fachwörtern um dich schmeißt, wird jeder denken, dass du ein Vollprofi bist.

„Ich erwarte bald einen klaren Turnaround. Den maximalen Drawdown habe ich ebenfalls mit einkalkuliert.“

Nur ein paar Schlagwörter reichen und du wirst Expertenstatus genießen.

#2 – Kaufen, kaufen, kaufen

Viele Menschen versuchen dir Dinge auszureden.

„Du brauchst das doch gar nicht“, heißt es dann so oft.

Quatsch – natürlich brauchst du es.

Kauf dir erstmal jeden Luxus und Schnickschnack, den du finden kannst.

Ein paar Beispiele:

  • teure Luxusuhren (damit du immer genau weißt, wie spät es ist)
  • alle möglichen TV- und Zeitschriftenabos
  • teure Markenklamotten (was bringt Geld, wenn keiner dir deinen Reichtum ansieht?)
  • Neuwagen (denn jeder weiß: der Wertverlust ist gerade am Anfang am größten)

Damit kannst du schon ziemlich viel Geld loswerden und trotzdem die neidischen Blicke der Nachbarn auf dich ziehen.

Für Fortgeschrittene: Teure Uhren kannst du anderen als „gute Wertanlage für die Zukunft“ verkaufen.

#3 – Lass dich beraten

In der letzten Zeit hat sich eine Möglichkeit bewährt: Bring dein Geld zur Bank!

Schnapp dir einen „Berater“ der Bank und frag ihn, was die beste Geldanlage für dich ist.

Du möchtest „maximale Rendite und absolut kein Risiko„.

Der Bankberater wird mit Sicherheit etwas für dich finden.

Das Gute: Er wird genau wissen, woran er selbst und die Bank am meisten Geld verdienen.

Wovon das Geld verdient wird? Natürlich von deinem Geld!

Hohe Gebühren, intransparente Fonds und Produkte, keine Ahnung, wie du damit umgehen sollst – so wird dein Bankbesuch zu einem vollen Erfolg und dein Geld im Nu weniger.

#4 – Augen zu und durch

Wenn du mal nicht weiter weißt: Mach einfach gar nichts.

Kümmer dich nicht um dein Geld.

Die Inflation entwertet dein Geld schon von ganz alleine.

Der Großteil der Bevölkerung kümmert sich nicht um die Inflation. Solange die Zahl auf dem Konto nicht weniger wert, ist alles gut.

Diese Menschen ignorieren einfach den Umstand, dass sie sich mit dem gleichen Geld Jahr für Jahr weniger kaufen können.

Auch du kannst dazugehören!

Ignorier einfach jegliche Inflationswarnungen.

Solange du dein Geld nicht erfolgreich anlegst, wird dein Geld im langfristigen Durchschnitt mit 2% pro Jahr entwertet. Wie praktisch!

#5 – In die Grauzone

Der graue Kapitalmarkt braucht Menschen wie dich. Und du brauchst ihn.

Dort kannst du dein Geld in Fonds anlegen, die nicht von der Börsenaufsicht kontrolliert werden.

(Wer braucht schließlich solche Spießer?)

Das heißt: Die Aufleger der Fonds, denen du dein Geld gibst, können damit größtenteils machen was sie wollen.

Bei geschlossenen Fonds kannst du nicht durchschauen wohin dein Geld geht, wie weit die Projekte sind oder dein Geld vorzeitig wieder herausziehen.

Im Optimalfall musst du sogar noch ungeplant Geld nachschießen, weil die ursprüngliche Investition doch nicht ausreicht.

Dadurch wird dein Geld schnell weniger und du hast keinen Stress: Du weißt schließlich nicht, was passiert.

Schon in der Vergangenheit haben viele Anleger ihr Geld auf dem grauen Kapitalmarkt erfolgreich vernichtet.

#6 – Versuch’s schnell

Von Autor und Investor Andre Kostolany stammt ein wichtiges Zitat:

„Ich kann Ihnen nicht sagen, wie man schnell reich wird; ich kann Ihnen aber sagen, wie man schnell arm wird: indem man nämlich versucht, schnell reich zu werden.“ – André Kostolany

Das Internet bietet dir viele Optionen, mit denen du schnell und einfach reich werden kannst.

Das Ergebnis in 99% der Fälle: Du wirst Geld verlieren.

Der Wunsch nach dem schnellen Reichtum treibt viele an und lässt sie verlieren.

Für dich ist es also ein gutes Instrument, um Investitionen herauszufiltern, die dein Geld vernichten.

E-Mails von afrikanischen Prinzen, reichen englischen Witwen und asiatischen Geschäftsmännern solltest du viel Aufmerksamkeit schenken.

Schick ihnen deine Kontodaten rüber und ehe du dich versiehst werden diese Leute sich von ganz alleine darum kümmern, dass auf deinem Konto wieder Platz ist.

#7 – Daytrading-Champion

Das ist der absolute Geheimtrick unter Anlegern: Versuch dich am Trading!

Viele Anleger glauben, dass sie durch das Trading reich werden. Sie denken, dass die einzige Option, um an der Börse Geld zu verdienen, darin besteht, den ganzen Tag Kurse zu verfolgen und zu handeln.

Schon 85% dieser Trader machen auf Jahresbasis ihr Geld zunichte.

Gib also dein Bestes, handle möglichst viel – und dein Kontostand wird endlich übersichtlicher.

Expertentrick: Investiere mit einem hohen Hebel. Das bedeutet: Du leihst dir zusätzliches Geld von der Bank.

Dadurch geht das Ganze noch schneller.

Wenn du zusätzlich noch darauf verzichtest, eine Stop-Loss-Order einzubauen (die automatisch deinen Verlust begrenzt), bist du auf dem besten Weg zu hohen Verlusten.

Aber ich warne dich vor: Höchstwahrscheinlich wirst du auch zwangsweise immer Gewinnertrades dazwischen haben.

Keine Sorge: Du wirst diese vorübergehenden Gewinne schnell wieder verlieren.

Du kannst sie jedoch auch nutzen, um auf sozialen Netzwerken mit deinen Gewinnen zu prahlen – das stärkt deinen „Expertenstatus“ und den Neid deiner Mitbürger.

Deine Wege zu weniger Geld

Du siehst: Es ist gar nicht so schwer, dein Geld gekonnt zu versenken.

Nach außen hin wirkt alles seriös, professionell und routiniert.

In Wahrheit kannst du dein Geld aber ganz in Ruhe verschwinden lassen.

Die zentralen Grundbausteine bestehen darin, dass du …

  • vorher nicht über das, was du machst, informierst
  • riskante Wetten eingehst
  • dem schnellen Reichtum hinterher läufst
  • deine finanzielle Zukunft anderen überlässt

Das war’s auch schon. Deinem neuen Leben steht nichts im Wege.

Was du auf keinen Fall tun solltest, wenn du dein Geld clever vermehren möchtest:

  • dich mit Aktien und der Börse beschäftigen (es könnte sein, dass du dort mit dem richtigen Wissen und ein paar zentralen Leitsätzen tatsächlich dein Geld vermehrst)
  • Bücher von finanziell erfolgreichen Menschen lesen (sie könnten deinen Wohlstand noch weiter steigern)
  • In deine finanzielle Bildung investieren (du könntest noch logische und einfache Dinge lernen, die deiner Geldanlage helfen und dein Geld vermehren)

So steht deinem Leben ohne Geld nichts mehr im Wege.

PS: Welchen Weg kennst du noch, auf dem viele Menschen ihr Geld versenken? Lass es mich unbedingt in einem Kommentar wissen!

PPS: Die US-Behörden brauchen für Bill Gates‘ Steuerabrechnung einen eigenen Computer. Wenn das bei dir nicht der Fall sein sollte, solltest du jeden der genannten 7 Punkte tunlichst vermeiden. 😉

Über den Autor


Hey, ich bin Jannes. Langfristig denkender Privatanleger, Investor, Ökonom sowie Gründer von Aktienrebell und StrategyInvest. Herzlich Willkommen also zu meiner Rebellion gegen fehlende Finanzbildung, schlechte Anlageentscheidungen und das Spiel der Finanzindustrie.

Jannes Lorenzen

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  • Hi Jannes,

    endlich rückst du mit der Wahrheit raus, ich habe es immer gewusst :))

    Teure Neuwagen leasen oder finanzieren bevorzuge ich am liebsten…so kann man mehrere Zehntausend Euro in nur wenigen Jahren verbrennen :))

    Ne, Spaß bei Seite.. toller Artikel 😉
    vielleicht bringt das ein paar Leute zum nachdenken. Mal überlegen wem ich diesen Artikel zukommen lassen werde.

    Gruß aus Holland

  • Hi Jannes,

    habe mir den Artikel nochmal durchgelesen weil er einfach genial ist und habe bemerkt das du die Neuwagen bereits erwähnt hattets…

    dann würde ich vielleicht noch zufügen das es vielleicht clever wäre alles auf pump zu machen,sei es reisen, Möbel oder Elektroartikel….

  • Hi Jannes,

    Extem Clevere Tipps und Tricks, die du anbietest. Traurig dabei ist leider nur das ca. 98% der Deutschen genau so handeln. Ich bezweifle auch das die Mehrheit verstehen was du ihnen nahelegen willst.

    Ich kenne leider keinen in meinem bekannten kreis, der nicht auf pump lebt oder gar von Harz IV. Dabei ist es so einfach in der digitalisierten welt Bildung zu erlangen.

    Danke für deine Geistlichen Ergüsse.

    • Hi Jérôme,

      Vielen Dank! Du hast Recht, ein Großteil der Deutschen agiert leider so. Umso wichtiger finde ich es, sich mit seinen eigenen Finanzen auseinanderzusetzen und zu versuchen, diesen Menschen dabei zu helfen.

      Das finde ich auch. Nie war es so einfach an kostenloses Wissen oder günstiges Wissen zu kommen, dass früher nur wenigen Privilegierten zugängig war. Das sollte in meinen Augen jeder nutzen.

      Viele Grüße,
      Jannes

  • Hi,sag mal… Was sagst Du dazu das es die letzten 15 Jahre an der Börse nur so gut lief,weil eben immer mehr auf Pump etc gekauft haben… reale Gelder bringen einen solchen Aufschwung nicht …

    • Hi Michael,

      Ich glaube nicht, dass das ein Problem für uns darstellt. Die Börse steigt ja langfristig schon seit vielen Jahrzehnten und nicht nur die letzten 15 Jahre – obwohl es immer Zeiträume gab, wo die Zinsen niedriger waren und auf Pump gekauft werden konnte.
      Hinzu kommt: Wenn die Kurse an der Börse zu hoch bewertet waren, sind diese zwei Mal in den letzten 15 Jahren eingebrochen – das spricht dafür, dass immer noch regulierende Einbrüche auftreten und die Kurse auf dem Boden der Tatsachen bleiben.

      Beste Grüße,
      Jannes

  • Hi,

    sehr amüsanter Beitrag!

    Dennoch möchte ich Dich fragen, ob Du Dich nicht der Meinung bist, dass an den Kapitalmärkten alles nur noch Blasen sind? Alles dreht sich um Wachstum, Wachstum, Wachstum? Schon mal vom „Schuldgeldsystem“ gehört (Buchtipp: Das Geld-Syndrom)? Schon mal mit den Wirtschaftstheorien und deren blinden Flecken beschäftigt? Der Reichtum weniger gründet auf den Schulden vieler. Der Zins und Zinseszins erdrückt Staaten, Unternehmen und Menschen! Für den Profit – sorry, die Rendite ist JEDES Mittel recht! Es wird nicht vor der Ausbeutung von Mensch, Tier und Umwelt zurückgeschreckt! Die Rendite heiligt die Mittel. Es wird alles unternommenen, damit sich das „Glücksrad“ noch ein Weilchen dreht! …und was kommt dann?

    Gruß
    Sven

    • Hallo Sven,

      Vielen Dank erst einmal.

      Das ist tatsächlich ein ziemlich kontroverses Thema und auf jede einzelne Frage einzugehen würde zu lange dauern.

      Ich persönlich blicke dem jedenfalls ziemlich entspannt entgegen. Für viele scheint die Wirtschafts- und Finanzwelt von außen betrachtet oft wenig Sinn ergeben und schwindelerregende Ausmaße anzunehmen. Für Ökonomen ergibt sich aber oft ein klares Bild, das von dem Bild des „Otto-Normalbürgers“ deutlich abweicht. Ich studiere VWL und für meine Professoren, die Ökonomen – wohlgemerkt die Menschen unter uns, die sich jeden Tag mit der Materie intensiv auseinandersetzen – sind diese Dinge völlig selbstverständlich und logisch.
      Auch die auf den ersten Blick unerklärliche Schuldenlast vieler Länder ist aus ökonomischer Sicht kein Problem. Es wäre erst dann ein Problem, wenn ein Land tatsächlich versuchen würde, alle Schulden zurückzuzahlen – da dann der völlige Kollaps unausweichlich ist. Schulden an sich sind aus ökonomischer Sicht nichts schlechtes und absolut notwendig für das Funktionieren einer Wirtschaft. In England gibt es für die finanzielle Schuld (debt) und die moralische Schuld (guilt) zwei unterschiedliche Begriffe, in Deutschland ist es ein und dasselbe Wort, weshalb wir gerade in Deutschland eine prinzipielle Angst vor Schulden haben und diese mit etwas schlechtem assoziieren.

      Das Wirtschaftswachstum gibt es schon seit jeher, wir messen es nur seit kurzer Zeit in konkreten Zahlen. Seit der Mensch in Höhlen gelebt hat ist die Wirtschaft gewachsen, wobei ich an Wachstum an sich nichts verwerfliches sehe. Wenn das Wachstum aber zulasten von Tier und Umwelt geschieht ist das natürlich etwas anderes und ich finde die Entwicklung gut, dass dagegen immer mehr Vorkehrungen getroffen werden.

      Generell ist das aber eine Diskussion aus der ich mich am liebsten raushalte. In meinen Augen haben viele Menschen einfach Angst vor dem, was sie nicht verstehen und setzen teilweise abstruse Theorien über die Wirtschaft in die Welt bzw. glauben diese, ohne die Theorie der Funktionsweise dahinter zu kennen.
      Viele Menschen der Öffentlichkeit vertreten diese, weil sie viel Anklang finden und mit populistischen Aussagen die Angst und das fehlende Verständnis der großen Bevölkerung für tiefergehende Wirtschaftszusammenhänge bedienen. Dadurch bekommen sie Aufmerksamkeit und verdienen als Sprecher, Autoren und Politiker Geld, unabhängig davon, ob das, was sie erzählen, richtig ist.

      Es wird nie aufhören, dass solche Ängste vor Blasen auf den Kapitalmärkten oder in der Wirtschaft existieren. Es ist wie bei der Diskussion, ob es einen Gott gibt oder nicht: Niemand wird jemals einen Gegenbeweis dafür liefern können, dass es einen Gott gibt. Genauso wenig wird niemand beweisen können, dass unser Wirtschaftssystem völlig intakt ist, womit die Kritiker verstummen würden. Deshalb werden diese Diskussionen nie zum Ende kommen.

      Und selbst wenn es so wäre, dass unser Wirtschaftssystem nicht intakt wäre: Welche Handlung sollte ich daraus ableiten? Bei einem Kollaps unseres Systems (zu dem es meiner Meinung nach zu unseren Lebzeiten nicht kommen wird) kann Vermögen in jeder Form entwertet werden. Vielleicht sind Unternehmensanteile dann unbeliebt, Immobilien finden nur für 1/5 des Preises Käufer, das Bargeld ist wertlos, keiner findet Gold mehr schön. Selbst wenn ein solches Szenario eintreten würde, würde das in meinen Augen nichts an der heutigen Handlung ändern.

      Deshalb ist diese Diskussion aus meiner persönlichen Sicht zum einen ergebnislos und zum anderen unrelevant für unser heutiges Handeln.

      Ich hoffe, ich konnte dir meine Gedanken dazu klar darlegen. 🙂

      Beste Grüße,
      Jannes

      • Hi Jannes,

        sorry, das ist mir zu einfach. 1. habe ich keine „Angst“, 2. das unser System auf SCHULD basiert hatte ich bereits erwähnt (Buch: Das Geld-Syndrom von Helmut Creutz), 3. die Finanzwelt hat sich von der Realwirtschaft längst entkoppelt und dreht das zigfache an Kapitalvolumen (BLASE), 4. was ist mit den Schattenbilanzen und den toxischen Papieren der Banken?, 5. selbst der „Exportweltmeister“ Deutschland hat eine impliziete Staatsverschuldung von 7 Billionen Euro (hat aber Bürgen/Bürger und kann die Einnahmenseite von heute auf morgen per Gesetz erhöhen, 6. welche langfristigen Auswirkungen hat die Demographie?, 7. weshalb werden wir von der Politik hinsichtlich dem tatsächlichen Status Quo der Sozialsysteme belogen? 8. und, und, und….

        Sorry, dieses System hat Wohlstand geschaffen, aber hat seine Grenzen erreicht! Exponentielles Wachstum in Form des Zinseszins und damit verbunden stetig wachsendes Vermögen, dass nach immer höherer Rendite trachtet und durch einen wachsenden Hebel immer mehr Zins herauspresst, kann nicht auf ewig funktionieren – daher auch die finanzielle Repression. Mit dem QE werden Staaten vor der natürlichen Insolvenz gerettet bzw. die Bedienung des Staatsschuldendienstes ermöglicht. Schlechte Haushaltsführung wird hierdurch auch noch belohnt!!!!! Bereinigende Insolvenzen werden verschleppt. Früher gab es eine einfachere Lösung für derartige Probleme: Krieg. Danach musste man alles wieder aufbauen und hatte das Wirtschaftswunder. Das will natürlich keiner – daher führen wir z.B. Währungskriege und die Erhaltung der Macht (USA und IWF) wird auf dem Rücken aller ausgetragen! Dieses System ist krank und da der kleine Mann um’s Überleben kämpfen muss, stellt keiner die Systemfrage! Ja, es ist nicht einfach das große Ganze zu durchschauen. Medien, die uns mit Propaganda zuschütten stellen keine neutrale Informationsbasis dar.

        • Hi Sven,

          Ich finde es zu einfach, ein ganzes System zu verteufeln, ohne sich intensiv mit der Theorie auseinander gesetzt zu haben, sondern nur mit systemkritischen Meinungen/Büchern – und das machen leider die meisten bei dieser Diskussion. Wie gesagt: „Unser System ist scheiße, ändert was!“ findet immer mehr Gehör als „Unser System ist gut, kann so bleiben“, unabhängig davon, ob es wirklich stimmt.

          Ich würde mir niemals anmaßen darüber zu urteilen und so zu tun, als hätte ich die eine Wahrheit gefunden – zumal es diese eine Wahrheit gar nicht gibt. Das sollten wir bei der Diskussion aber immer im Hinterkopf behalten und ich finde dieses schwarz-weiß Denken nicht fortschrittlich. Es ist einfach gegen ein bestehendes System zu pöbeln, aber das ist mir zu plump. Das von dir erwähnte Buch kenne ich nicht, die am besten bewertetste Rezension endet aber mit folgenden Worten:

          „Creutz versucht auch Wege aus der systemimmanenten Krise aufzuzeigen, aber ihm fällt nichts wirklich brauchbares ein. So bleibt das Buch hervorragend in der Problemanalyse, aber schwach bei der Lösungsfindung.“

          Genau das ist das Problem. Niemand behauptet, dass unser System perfekt ist. Aber alles anzuzweifeln ohne Lösungsvorschläge zu einem besseren System bringen niemanden weiter.

          Und Dinge wie Schulden sind, wie bereits erwähnt, etwas völlig Natürliches und unverzichtbar für das Funktionieren einer Wirtschaft. Schulden gab es schon immer und wird es immer geben. Das muss man definitiv differenzierter betrachten.

          Genauso würde ohne Zins unser Wirtschaftssystem zusammenbrechen. Wer leiht jemandem Geld für Investitionen (die für eine Wirtschaft absolut notwendig sind), wenn er dafür nicht durch einen Zins entschädigt wird? Warum sollte man einen erhaltenen Zins nicht wieder verzinsen, sprich den Zinseszins, nutzen dürfen (geschweige denn: Wie sollte man einen Zinseszins in der Realität verbieten)? Natürlich können Reiche damit ihr Vermögen vermehren, aber wohlgemerkt nur, solange es auch den Gegenspieler gibt, der sich Geld leiht.

          zu 2.: Wie gesagt, Schulden an sich sind etwas ganz Natürliches.
          zu 3.: Das eine hat in meinen Augen nichts mit dem anderen zu tun. In der Finanzwelt werden letztendlich die Gewinnerwartungen von Unternehmen der realen Wirtschaft gehandelt. Würde das Finanzsystem sich entkoppelt haben, würden sich Investitionen in Unternehmen nicht mehr rentieren – warum investieren dann trotzdem so viele und erhalten ihre Investition aus den Gewinnen der Unternehmen zurück (was wohlgemerkt im Falle der Dividende rein gar nichts mit Blasen zu tun haben kann, da es dort wirklich nur um die real erwirtschafteten Gewinne geht)?
          zu 4.: Diese können zu Zahlungsausfällen führen und sind ein Problem, wie die Finanzkrise gezeigt hat. Das führt aber längst nicht zu einem Versagen des ganzen Systems.
          zu 5.: Dieser Artikel gibt dazu Aufschluss. Eine Staatsverschuldung ist jedenfalls völlig normal und es wäre fahrlässig, wenn wir keine haben würden, was dir jeder VWL-Professor bestätigen kann. http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/staatshaushalte-schulden-sind-gut-1.1794160
          zu 6.: Man kann keine demographische Entwicklung einfach linear fortschreiben, wie es immer getan wird. Nur weil die Bevölkerung momentan älter wird, heißt das nicht, dass es auch in 50 Jahren noch so sein wird. Hätte man die demographische Entwicklung vor 70 Jahren einfach linear bis heute fortgeschrieben, wie es heute immer getan wird, hätte man uns für heute eine extrem günstige demographische Entwicklung voraus gesagt. Außerdem gibt es viele andere Teile der Erde, die für die kommendem Jahre tatsächlich eine sehr gute demographische Zukunft prognostiziert bekommen, sodass diese dann große Teile der weltweiten Wirtschaftsleistung auffangen können.
          zu 7.: Gab es jemals ein Land bzw. eine Zeit, in der in der Politik nicht gelogen wurde? Dieses Argument ist nicht zielführend, da noch nie in der Geschichte der Menschheit eine „lügenfreie“ Politik bestand. Die Wahrheit ist nun mal oft nicht das, was die Stimmen der Leute bekommt.

          Wer davon überzeugt ist, dass unser Wirtschafts- und Finanzsystem marode ist, wird immer irgendwelche Argumente dafür finden. Diese Diskussion ist deshalb so ermüdend, weil sie nie ein Ende finden wird. Außerdem bringt es uns beide nicht weiter, da es
          1. keine realistischen und besseren Alternativsysteme gibt
          2. nie eine Lösung in dieser Diskussion geben wird
          3. unsere heutige Handlung nicht beeinflussen würde

          Deshalb frage ich mich, wo der Sinn darin besteht, diese Diskussion zu führen. Vor allem, da wir uns auf einem Niveau bewegen, wo wir gar nicht alle Zusammenhänge verstehen können – und das müssen wir uns einfach eingestehen. Ich finde die Ignoranz problematisch, selber zu behaupten den Durchblick und die Wahrheit gefunden zu haben, obwohl es wahrscheinlich tausende von Ökonomen und Experten gibt, die viel mehr Ahnung von diesem Thema haben und sich eine viel qualifizierte Meinung erlauben dürfen. Wenn du wirklich ein Interesse daran hast, solltest du mit genau diesen Menschen diskutieren, die sich Tag ein, Tag aus damit auseinandersetzen und du an jeder Universität findest.

          Beste Grüße,
          Jannes

    • Hi Sven,

      Bitte nicht so vorschnell urteilen. Dein Kommentar wurde nicht gelöscht (wie du sehen kannst), sondern musste lediglich freigeschaltet werden. Deinen Kommentar finde ich übrigens gar nicht unbequem – wenn es unbequeme Fragen gäbe, vor denen ich mich drücken würde, wäre ich hier fehl am Platz. 🙂

      Schöne Grüße,
      Jannes

    • …habe nie behauptet den Durchblick zu haben und habe auch erwähnt, dass die Kapitalmärkte für unseren heutigen Wohlstand von hoher Bedeutung sind (Buchtipp: Die Geburt des Wohlstands von William Bernstein). Dennoch darf man die Systemfrage stellen und Dinge hinterfragen. Wenn wir alles als gegeben und alternativlos betrachten, töten wir damit jeden Fortschritt. Wer sagt, dass es nicht irgendwann ein System ohne Geld geben wird? Mit Deinen Verweisen auf die Dir bekanntem Ökonomen wäre ich vorsichtig, denn es gab schon immer „systemtreue Ökonomen“, die entsprechend den Vorstellungen der aktuellen Regierung argumentiert haben, während andere Meinungen mundtot gemacht wurden. Lies doch mal das Geld-Syndrom und erkenne das Problem – es wird Dir eine neue Perspektive vermitteln. 😉

      • Meine Aussagen waren auch nicht auf dich bezogen, sondern generell auf viele Menschen, die sich zu schnell auf eine der beiden Seiten schlagen – dich kenn ich ja viel zu wenig, als dass ich da sowas reininterpretieren könnte. 😉

        Klar, Dinge sollten definitiv hinterfragt werden. Das finde ich in jeglicher Hinsicht und in allen Bereichen wichtig. Wenn irgendwann alles aber nur aus Prinzip angezweifelt wird, kann man damit auch Fortschritt im Keim ersticken und destruktiv wirken.

        Das stimmt, nichtsdestotrotz sind Ökonomen in dieser Thematik um ein Vielfaches kompetenter als wir und können uns viele Zusammenhänge erklären, die für uns auf den ersten Blick ziemlich irrational erscheinen. Außerdem meine ich damit auch nicht die Ökonomen, die in der Öffentlichkeit stehen (und damit meine ich sowohl Systembefürworter und Systemkritiker), sondern die, die kein mediales Interesse durch ihr Auftreten verfolgen. Diese haben nicht zu befürchten, dass sie mundtot gemacht werden. Einige meiner Dozenten äußern sich gern mal kritisch über die Ökonomen, denen die Medien in ihren Talkshows das größte Interesse schenken, das zeigt also auf jeden Fall, dass es da auseinandergehende Meinungen gibt – und die Meinungen der Experten, die unabhängig sprechen können, finde ich sehr interessant.

        Vielen Dank für den Tipp, ich werde es mir bei Gelegenheit mal zu Gemüte führen. 😉

        Beste Grüße,
        Jannes

  • […] Ich habe dir schon präsentiert, welche 7 Dinge du vermeiden solltest, wenn du dein Geld nicht „clever versenken“ möchtest. […]

  • Sehr sehr geiler Beitrag!

    Empfehlen kann ich auch noch den Bausparvertrag (mit möglichst hoher Bausparsumme). So zahlst du die erste Zeit nur die Abschlusskosten ab.

    Und wenn du kein Geld hast, das du versenken kannst, ist das auch überhaupt kein Problem! Leih dir einfach was von der Bank und gönne dir mal ein neues Smartphone oder mach einen zusätzlichen Urlaub.

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